Vor ungefähr zwei Jahren, als meine Susanne für ihren ersten
Marathon trainierte, habe ich begonnen, regelmäßig einige Runden mit ihr zu
drehen.Vor allem das Rauskommen vom Alltag und die Gespräche dabei waren der
Grund, dass wir das immer öfter gemeinsam über den Sommer hinweg machten. Im
folgenden Januar nahm sie mich dann mit zu den Winterläufen des Lauftreffs.
Hier fühlte ich mich gleich wohl. Ich lief mit ihr in der langsamen Gruppe und
wurde von allen herzlich aufgenommen. Das gemeinsame Laufen durch die kalte
Landschaft und das anschließende Beisammensein gefiel mir sehr. Ich war richtig
stolz, als ich dann im April darauf mein erstes 10 km-Rennen in Bad Mergentheim
mit einer guten Zeit absolvierte. Das Laufen wurde zu einem festen Bestandteil
in unserem Wochenprogramm, doch leider aus terminlichen Gründen selten mit dem
Lauftreff. Die diesjährigen Winterläufe nahmen wir zum Anlass, wieder
regelmäßig mit dem Lauftreff zu laufen. Inzwischen passte jedoch das Tempo der
schnellen Gruppe für mich besser. Wie selbstverständlich wurde hier immer
wieder über den nächsten Marathon geredet und ich bekam dabei Lust darauf,
selbst mal diese Erfahrung zu machen. Der Lauftreff beschloss, den jährlich
gemeinsamen Marathon am 6. April '14 in Freiburg zu laufen. Da ich mich gut
fühlte und es zeitlich noch für den 10 Wochen-Vorbereitungsplan von Herbert
Steffny reichte, fing ich einfach mal damit an und Susanne machte mit. Durch
die Zeit von meinem letztjährigen 10km-Lauf nahm ich die 3:30h ins Visier. Nach
3 Wochen Training und einigen Gesprächen mit unseren zwei „Meistermädchen“ und
den Triathleten von der schnellen Truppe hatte ich Bedenken, ob das für mich
passen würde. Überhaupt bekam ich so viele wertvolle Tipps und Anregungen, denn
für mich gab es noch einige Unsicherheiten, die das Unternehmen in Frage
stellten. Regelmäßig bekam ich Seitenstechen und auch die Hüfte schmerzte hin
und wieder. Mein Vorbereitungswettkampf Anfang März in Frankfurt brachte für
Einiges Klarheit. Die Hüfte war inzwischen nicht mehr das Problem, aber das
Seitenstechen musste ich auch hier von km 6 bis 13 ertragen. Trotzdem kam ich
mit 1:30 h ins Ziel und fühlte mich eigentlich ganz gut. Von da ab trainierte
ich auf eine Zielzeit von 3:15 h.
Dann war es endlich so weit. Ohne Krankheit und sonstige
Zwischenfälle stand ich mit weiteren 12 Marathonläufern, 18 Halbmarathonläufern
und Fanclub des Lauftreffs in Freiburg am Start. Es war ein komisches Gefühl,
bei der Startaufstellung durch die ganze Läufermenge bis fast nach ganz vorne
zu gehen. Gedanken wie: „Bist du jetzt nicht ein bisschen überheblich?“,
schossen mir durch den Kopf. Umso glücklicher war ich dann, vorne in die
bekannten Gesichter von Barbara und Lorena zu blicken. Schnell zog ich noch das
Handy für ein Bild vor dem Start.
Kurz darauf ertönte „Hells
bells“ von AC/DC und ich konnte es kaum noch erwarten, loszurennen! Ganz gut,
dass es so eng zuging, das bremste die Anfangseuphorie und der Blick auf die Uhr
sagte: „Alles gut“. Bei km 7 entdeckte ich unseren Fanclub am Rand der Strecke,
der mich mit lautem Geschrei anfeuerte.
Das tat gut und gab Auftrieb. Wenig später entdeckte ich
auch das gelbe Laufshirt von Barbara vor mir und lief mit ihr ein Stück
zusammen. Als ich es gerade vergessen hatte, holte es mich doch noch ein – mein
Seitenstechen. Aber das war ich ja schon gewohnt und als es besser wurde,
konnte ich wieder zu Barbara auflaufen. Obwohl wir nicht viel miteinander
redeten, fühlte ich mich doch gut aufgehoben. Vor allem gab es mir viel
Auftrieb, da ich wusste, was für eine starke Läuferin sie ist und ich doch
recht gut mithalten konnte. Leider verabschiedete sie sich nach 21 km, wurde
Deutsche Vizemeisterin im Halbmarathon und ich begab mich auf die zweite Runde.
Jetzt erst merkte man, wie viele Läufer einen Halbmarathon gelaufen waren, denn
es wurde übersichtlich auf der Strecke. Kurz nach der Halbmarathonmarke fragte
mich ein Läufer nach unserer Durchgangszeit, die ich ihm mit 1:31:30 h
bestätigte. Die nächsten 5 km unterhielten wir uns ein wenig; eine willkommene
Ablenkung. Weniger willkommen war, dass sich mein rechter Schnürsenkel löste
und mir eine Zwangspause verordnete. Dummerweise hatte er sich verknotet und
als ich nach einer gefühlten Ewigkeit den Knoten nicht auf bekam, machte ich
einfach eine Schlaufe drüber und lief so weiter. Von nun an saß der Schuh etwas
lockerer, was mich aber eigentlich nicht behinderte. Mein „Zeigezeh“ sah das
aber anders und quittierte das mit einer schönen blauen Farbe, wie ich nach dem
Rennen feststellte. Inzwischen waren auch viele Staffelläufer auf der Strecke,
die mich doch sehr irritierten. Zuerst überholten sie mich in einem
Wahnsinnstempo, nur um wenige hundert Meter später schwer keuchend wieder
überholt zu werden. An ihren Wechselzonen war die Strecke sehr eingeengt und
sie knieten zu zweit nebeneinander mitten in der Laufbahn, um ihren Transponder
zu wechseln. Das war nicht nur nervig, um sie herum zu laufen, sondern auch
sehr gefährlich. Die nächste Abwechslung war eine Läuferin, die vom Fahrrad
begleitet wurde. Als ich sie überholte, stand auf dem Schild des Rades: „3.
Frau“. Das Schöne daran war, dass überall Jubel aufkam, wenn sie angekündigt
wurde. Diese Gesellschaft gönnte ich mir ein Stück weit und die Vorstellung
gefiel mir, dass der Jubel mir galt :-). Die Kilometer auf dem
Kopfsteinpflaster der Innenstadt empfand ich
nicht so schlimm und erfreute mich mehr an der Menschenmenge. Die
Steigungen hatte ich nicht so auf meinem Plan gehabt, stellte aber fest, dass
ich gerade hier immer einige Läufer überholen konnte. Bis jetzt hatte ich die
Verpflegungsstellen immer nur zur Abkühlung genutzt, aber meine Trinkfläschchen
am Gürtel waren nun leer. Ich schnappte mir ein Isogetränk, doch der Inhalt
landete überall, nur nicht da, wo er eigentlich hin sollte... Zum Glück war der
nächste Stand nicht weit. Dort schraubte ich eines meiner leeren Fläschchen auf
und versuchte im Laufen, einen Becher hinein zu füllen. Na ja, einen Versuch
war es wert – hätte ja auch funktionieren können. Ich bekam neben dem Durst
auch einen gewaltigen Hunger und schnappte mir ein Gel, obwohl ich das vorher
noch nie ausprobiert hatte (ja, ich weiß, das kann auch nach hinten losgehen
:-). So kurz vor dem Ziel war ich an einem Punkt angelangt, wo mir einfach die
Kraft fehlte. Das kannte ich eigentlich gar nicht, denn bisher hatten mich
immer andere Dinge ausgebremst. Ich hatte keine Lust mehr, Kinderhände
abzuklatschen, für die ich vorher noch einen kleinen Umweg in Kauf genommen
hatte und auch das Funkgerät von der 3. Frau konnte ich wieder hinter mir
hören. An sie hängte ich mich jetzt dran, angelte mir vom Hunger getrieben eine
Banane (ja, ich weiß, bringt jetzt auch nix mehr), die auch nochmal meine Hände
recht „geschmeidig“ machte. Ich wusste genau, dass ich der 3. Frau nicht mehr
folgen könnte, wenn sie zum Endspurt anziehen würde. Da sah ich aber die steile
Rampe zur Brücke hoch und erinnerte mich, wie viele Läufer ich schon an einer
Steigung überholt hatte. Ich versuchte nochmal einen Antritt und als sie dann
nicht mehr zu sehen war, verlieh mir das Flügel bis ins Ziel. Bei 3:08:00 h
überquerte ich die Ziellinie und mein Laufen ging in ein langsames Gehen über.
„Kann ich jetzt wirklich aufhören zu laufen? - JA! Ich hab's geschafft!“ Und
sofort gingen meine Gedanken nach „oben“. Danke, dass ich das geschafft habe,
danke, dass ich das erleben durfte! Und als ich dann auf die jungen Damen
zuging, die mir die Medaille umhängten, musste ich mich schon sehr
zusammennehmen, dass mir keine Träne über die Wange kullerte. Wenige Schritte
später hatte ich die Zielverpflegungsstelle erreicht und die Emotionen weichten
dem großen Verlangen, endlich meinen Riesenhunger zu stillen. Meine Uhr zeigte
einen Kalorienverbrauch von 3175 kcal an. Ich genoss es sehr, die vielen
respektvollen Glückwünsche meiner Lauftreffler entgegenzunehmen, denn die
wissen genau, was es heißt, einen Marathon zu laufen. Noch lange saß ich mit
Susanne auf der Treppe vor der Messe in der Sonne und wir erzählten einander,
wie es uns ergangen war. Für den Abend hatte Thom für uns alle eine schöne
Studentenkneipe ausgesucht, in der es riesige, leckere Portionen zum Essen gab
– genau das, was ich jetzt brauchte. Einige schafften ihre Portion nicht, ich
natürlich schon. Und als mir Barbara unterstützend ihre restliche Portion
anbot, hörte ich mich nicht nein sagen. Endlich wieder satt! Bevor wir uns dann
Abends wieder auf den Heimweg machten, bekam ich noch mit den anderen
Erstläufern die spezielle Marathonehrung auf Matze-Art.
Wenn ich meinen Lauf im Nachhinein betrachte, wird mir immer
mehr klar, dass die optimale Vorbereitung auf diesen Lauf der Schlüssel zu
diesem Erfolgserlebnis war. Dies habe ich nur dem Lauftreff zu verdanken. Danke
für die wertvollen Tipps und Ratschläge. Vieles von dem, was ihr gesagt habt,
ist genau so eingetroffen. Danke vor allem auch an die Organisatoren Thomas und
Matthias Götzelmann. Ohne euch alle hätte das mit Sicherheit nicht so perfekt
funktioniert und Spaß gemacht bzw. wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen,
dieses Erlebnis in Angriff zu nehmen.
Christel Baatz-Kolbe: Mein erster Marathon – oder „Mut tut gut“
Es ist gerade mal 14 Tage her, dass ich am 14. April 2013 in Wien meinen ersten Marathon gelaufen bin. Irgendwie kommt mir das alles unwirklich vor. Ich habe es geschafft, ich habe mir einen (heimlichen) Traum erfüllt! Und ich bin sehr glücklich darüber, dass ich den Mut aufgebracht, das im Alter von 56 Jahren in Angriff zu nehmen.
Doch wie kam es dazu? Zum einen laufe ich schon mindestens 20 Jahre regelmäßig und habe an etlichen Halbmarathons teilgenommen. Ich war nie schnell, hatte aber immer Freude am gezielten Training und auch an den Wettkämpfen, obwohl ich überhaupt kein „Wettkampf-Typ“ bin. „Ankommen und Freude haben“ – und natürlich auch ein bisschen stolz sein auf das Erreichte, das ist seit vielen Jahren mein Laufmotto. Natürlich habe ich gemerkt, dass ich mit zunehmendem Alter nicht schneller werde, die Top-Läufer-Figur habe ich auch nicht, aber Ausdauer ist meine Stärke. Im Herbst 2012 kam dann Matzes Ansage: „entweder Du läufst jetzt einen Marathon oder nie!“. Einerseits hat das natürlich Druck aufgebaut, aber andererseits hat er damit ja auch signalisiert, dass er mir einen Marathon zutraut. Und dann Wien – da war ich 2007 schon dabei. Noch mit Feiges. Als ich erfahren habe, dass man sich noch kurz vor dem Starttermin auf einen HM ummelden kann, war meine Strategie klar. Ich melde mich für den Marathon an und trainiere darauf, aber wenn ich merke, dass ich das Training – warum auch immer nicht schaffe, melde ich mich um zum HM.
Beim Lauftreff hatten sich meine Pläne spätestens nach der Jahresfeier rumgesprochen, im Familien- und Freundeskreis habe ich nur ganz wenigen davon erzählt. Ich wollte mir möglichst wenig Druck machen.
Ehrlich – ich kann mir kein besseres, angenehmeres Marathon-Training als im Winter beim ETSV Lauda vorstellen: die sonntäglichen Winterläufe mit anschließenden „Einkehrschwung“ bei heißer Suppe und Kuchen sind ein Genuss. Außerdem ist immer jemand da mit dem man laufen kann, der Tipps und Ratschläge für einen hat. Ich habe so viele glückliche Momente erlebt, wenn ich Distanzen überwunden habe, die ich mir vorher nicht vorstellen konnte.
Der Winter war dieses Jahr lang und kalt. Ich habe eigentlich immer bei Eis und Schnee trainiert. Das hat offensichtlich Kraft gebracht. Meine treuste Laufbegleiterin war Nicole. Sie ist so zuverlässig, ist immer die Distanz mitgelaufen, die in meinem Training angesagt war und hat sich auf mein Tempo eingestellt. Ich hoffe, ich kann mich in den Sommermonaten ein bisschen revanchieren, wenn sie für München trainiert. Und natürlich meine Freundin Doro, die ich schon aus der Schulzeit kenne. Mit ihr bin ich fast jede Woche am Dienstagabend am Main entlang gelaufen. Und meinen ersten 30 km Lauf habe ich auch mit ihr zusammen bewältigt. Solche gemeinsamen Erfahrungen brauchen und schaffen Vertrauen. 1000 Dank für die vielen Stunden.
Natürlich gab es auch Tiefs z.B. wenn mich dann doch das eine oder andere Mal die Kräfte verlassen haben. Ganz besonders schlimm war es Anfang März als ich für eine Woche beruflich in Budapest war und dort eine dicke Grippe bekam und eine Woche im Hotel im Bett lag. Ich war verzweifelt und habe schon gedacht, dass ich mein Ziel aufgeben muss. Ich habe viele aufmunternde Mails bekommen: von Matze, Michaela (der es ein paar Wochen später ähnlich ging..), meinen Schwestern. Roland ist der beste Doktor in solchen Fragen. Er hat sogar aus Mallorca angerufen und mich beruhigt. Meine Symptome (extrem dick angeschwollene Finger beim langen Lauf) kommen nicht vom Herz (das hatte ich nach der Erkältung nämlich befürchtet), sondern deuten auf Verspannungen im Nackenbereich hin. Und schon ging’s mir besser!
Meinen letzten 30 km Lauf habe ich allein in Berchtesgaden gemacht. Wieder in Eis und Schnee und bei Minusgraden. Ja, das ist neben der körperlichen Anstrengung schon auch eine Begegnung „mit sich selbst“…. Diese Erfahrung war mir irgendwie ganz wichtig. Ich wollte die 30 km einmal ganz auf mich allein gestellt geschafft haben.
Die letzte Woche vor der Fahrt nach Wien war grausam. Ich war voller Selbstzweifel. Schaff ich das wirklich? Was ist, wenn ich aussteigen muss? Der Stress wurde irgendwie immer schlimmer. Dann war endlich Freitagnachmittag. Abfahrt. Es ging los.. Elmar kommt noch zum Winken – so recht krieg ich das nicht mit. Michaela stand auch ganz schön „unter Strom“ wegen ihres Rückstands im Training. Aber sie hat auch so eine positive Ausstrahlung: „Christel. Wir schaffen das. Und wenn wir auf allen Vieren durchs Ziel kommen“ . Die diversen Spielchen im Bus.“Christel - welche Zeit läufst Du?“ –„Keine Ahnung. 5:??? „ – Thom: „bitte mach mal ordentliche Angaben!“ – „ok. 5:00:00“ – aber eigentlich war es mir egal. Ich wollte ankommen, alles andere war Nebensache.
Meine innere Anspannung stieg ständig. Nachts im Hotel habe ich geträumt, ich hätte den Start in Wien verpasst, weil ich „schnell nochmal heim musste“. Außerdem kreisten meine Gedanken immer um die letzten 12 km. Was kommt nach 30 km? Diese Erfahrung hatte ich ja bereits 3 mal gemacht und konnte mir eigentlich nie vorstellen noch weiter zu laufen.
Ich war so froh, dass ich mich um nichts – außer um mich, kümmern musste. Die Reise war von der Badischen Sportjugend perfekt organisiert. Dafür danke ich Michael und seinen FSJ-lerinnen ganz herzlich. Das Hotel (IBIS Budget – idealer Standort und super für kurze Aufenthalte..) war ganz auf die Läufer eingestellt. Am Sonntag gab es schon ab 05.00 Uhr früh Frühstück. An der Rezeption konnte man eine Kopfbedeckung für die sonnigen Temperaturen bekommen. Die habe ich gut brauchen können, auch wenn sie auf meinem Kopf ein bisschen sch.. aussah. Bevor wir zum Start gelaufen sind (nur 20 min Fussweg) war ich so unter Strom, dass mir die Tränen gekommen sind. Aber so viele liebe, tröstende Frauen (und auch Männer – die waren mir aber nicht so wichtig) um mich rum, haben mir geholfen, die Spannung irgendwie zu ertragen. Ich glaube, viele haben mitgezittert, ob ich mir da nicht zu viel zugemutet habe.
Am Start das übliche Treiben. Tausende Menschen, alle im Lauffieber. Und wo man überall pinkelt, wenn man das Gefühl hat, es müsste nochmal sein. Irgendwie verliert man sogar die Scham dabei, ob einem jemand zusieht oder nicht. Liesis (meine Schwester aus München) altes Sweatshirt kam nochmal richtig zu Ehren und hat seinen letzten Platz mit vielen anderen Kleidungsstücken der Läufer in Wien gefunden. Komisch, je näher der Start kam, umso ruhiger wurde ich. Der Startschuss war nicht zu hören, aber die aufsteigenden Luftballons waren ein eindeutiges Signal. Der 30. Vienna City Marathon hatte begonnen und ich war eine von 40.000 Läufern aus 102 Nationen. Als ich ca. eine Viertelstunde später über die Startmatte lief, waren meine letzten Gedanken „in Gottes Namen“ – es war irgendwie so das Gefühl, dass ich zwar gut trainiert hatte, aber es doch noch auch das bisschen Glück oder ähnliches braucht, um die 42 km zu bewältigen. Als ich laufen konnte, wurde ich innerlich ruhig. Ich hielt mich an Matzes Anweisung „den Marathon machst du hinten raus, lauf langsam los“. Ich wollte auch niemanden zur Begleitung. So kommunikativ ich sonst bin, aber beim Wettkampf bin ich am liebsten für mich (allein). Ich hatte mir die Strecke eingeteilt: bei km 15 erstes Powergel, bei 25 das zweite und zwischen 32 und 35 das letzte. Dazwischen an jeder Station trinken und Kopf nass machen. Es lief von Anfang an gut. Ich trabte in meinem 7-er Schritt vor mich hin. Mist, dass meine Garmin-Uhr recht bald anzeigte „Runden voll“, es blinkte immer und ich wusste nicht wie man das zurückstellt. Ein Läufer gab mir den Tipp „ausmachen, anmachen“. Das half leider auch nicht. Also lief ich ganz nach meinem Gefühl. Dazwischen bin ich mal den Topläufern auf der Gegenstrecke begegnet. Toll Zuschauer und Läufer in einem zu sein. Die Fans vom ETSV habe ich ziemlich am Anfang der Strecke gesehen, Matze, Elisabeth und Doro im letzten Drittel. Es ging mir immer gut. Ich kam so in eine Lauf-Trance. Ich kann nicht sagen worüber ich nachgedacht habe –alles im Fluss. Ich hatte weder ein „Runners – High“, noch kam der „Mann mit dem Hammer“. Bei km 30 wurde es nochmal ein bisschen aufregend, aber bei den leichten Steigungen habe ich gemerkt, dass ich noch Kraft in den Beinen habe. Und dann „ah – noch einmal Lauftreff nach Dittigheim“, das schaff ich. Bei km 39 hatte ich keine Lust mehr. Ich erinnerte mich an Günther J.s Aussage: „die letzten Kilometer sind reine Kopfsache!“ Also habe ich mir gesagt: „nicht gehen, dann dauert das ja nur noch länger! Durchhalten, ankommen..!“ Wie gesagt, Kraft hatte ich, ich konnte in der zweiten Hälfte sogar ein bisschen „Gas geben“. Wie gut, dass bis zum Ende so viele Menschen am Straßenrand waren und mich immer wieder aufmunterten.
Und als ich kurz vor dem Zielbereich Günther und Viola mit ihren gelben Hüten sah, wusste ich „ich hab‘s geschafft!“ Der Zieleinlauf am Heldenplatz war unbeschreiblich. Die Fans vom ETSV haben ausgeharrt bis ich nach ca. 5 Stunden ins Ziel gekommen bin. Das ist so ein tolles Gefühl empfangen zu werden. Als ich die Ziellinie überschritten hatte, die Medaille umgehängt bekam wusste ich, dass ich mir einen Traum erfüllte hatte. Etwas wofür ich ca. 20 Jahre gelaufen bin und vier Monate konsequent trainiert hatte. Etwas was ich ganz allein geschafft habe. Eine Erfahrung, die mir keiner nehmen kann. Wie gut, dass ich im Burghof erstmal ganz allein mit meinen Emotionen war… Ich habe sie in allen Zügen genossen.
Aber es war natürlich dann auch sooo wunderbar die Freude mit vielen zu teilen. So viele nette Lauffreundinnen und Lauffreunde, die mitgefiebert haben. Irgendwie war danach nur Feierstimmung. Und als Gabi anrief und mir durchgab 4:58 war ich vollends im Glück. Eine VIER vornedran klingt doch besser als FÜNF… Die Beine waren schwer, klar hatte ich auch Muskelkater. Aber das ich ja auch gut so, dass der Körper dazu beiträgt, die Erinnerung an das Geleistete wach zu halten.Ich danke allen, die diesen meinen ersten Marathon zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht und dazu beigetragen haben, dass ich mir diesen Traum erfüllt habe. Vier Monate Verzicht, Entbehrung – Freizeitplanung rund um das Training (da hatte Paul auch auf einiges zu verzichten), mehr als 750 km bin ich seit Januar 2013 zur Vorbereitung gelaufen.
Susanne Hermann: Mein erster Marathon am 20. Mai 2012
Ich kann es gar nicht glauben! Ich bin einen Marathon gelaufen!
Eigentlich hatte ich das nicht vor, als ich vor knapp 2 Jahren zum ersten Mal zum ETSV-Lauftreff kam. Dort wollte ich Gleichgesinnte treffen, die wie ich „sinnlos durch die Gegend rennen“ und dafür zu bedauern sind! Beim Lauftreff war das Laufen so herrlich selbstverständlich und ich wurde sehr herzlich aufgenommen. Während der gemeinsamen Laufstunde konnte man sich prima austauschen und den Lauferfahrungen der anderen lauschen. So war es nur eine Frage der Zeit, bis ich mich an einem 10km-Wettkampf anmeldete. Das regelmäßige Training dazu hatte ich ja. Der Wettkampf lief ganz gut und ich bekam Lust auf mehr. Unter anderem lief ich einige Zeit später mit den „Lauftreffmädels“ den Messe-Teamlauf in Königshofen. Wir waren mit Fahne und guter Laune unterwegs, nur eines behagte mir gar nicht: Gitta hatte mir vorher ein ETSV-Laufshirt ausgehändigt und auf meinem Rücken stand nun in großen Buchstaben „MARATHON“. Eigentlich sollte immer das drinstecken, was draufsteht! Marathon… Während des Winters setzte sich dieses Wort immer mehr in meinem Kopf fest. Also nahm ich mir vor, es mit einem 10 Wochen-Vorbereitungsplan für einen Marathon zu probieren. In Herbert Steffnys „Bibel“ für Läufer fand ich einen passenden Plan und suchte mir den Freiburger Marathon am 1. April aus, weil dort die Temperaturen sicherlich noch erträglich sein würden - und das war mir wichtig. In den folgenden Wochen sammelte ich fleißig Kilometer, alleine oder auch bei den längeren Winterläufen des Lauftreffs. Mit dem 1. April wurde es allerdings aus beruflichen Gründen nichts und mein Trainingsplan wurde ordentlich gestört. Aufstecken wollte ich aber nicht, wusste jedoch nicht so recht, ob das Training letztendlich ausreichen würde. Nach einem sehr erbaulichen Gespräch mit meiner versierten Lauftreffkollegin Nicole meldete ich mich trotz Aussicht auf sehr warmes Laufwetter für den IWelt-Marathon in Würzburg am 20. Mai 2012 an. Mit meinem Trainingsplan lief es ganz gut weiter. Ich lief frühs meine langen Läufe, wenn es noch nicht so heiß war und war dann ab Mittag zu Hause, wenn die Kinder kamen. Den Halbmarathon, der im Plan vorgesehen war, bestritt ich beim „Trolli“ in Heilbronn. Das war mein erster Lauf auf einer größeren Veranstaltung und schon allein deswegen ein bleibendes Erlebnis. Im Ziel ging es mir erstaunlich gut, doch leider fing ich mir dort einen Husten ein, der sich hartnäckig über die nächsten Wochen bis zum Marathon hielt (danke an Vera für ihre Tipps!).
Am 20. Mai 2012 war es dann so weit: Marathontag! Schon um 5:30 Uhr bin ich aufgestanden, um in aller Ruhe meine Siebensachen zu packen und rechtzeitig mit dem Zug nach Würzbug zu kommen. Herrliches Wetter! Noch ein wenig frisch und vielversprechend! Allerdings waren für den Mittag 25°C gemeldet, doch das verdrängte ich erfolgreich. Im Congresszentrum holte ich meine Startunterlagen, schaute die Ausstellung an, gab meinen Kleiderbeutel ab, befestigte Chip und Startnummer, Käppi drauf und aß noch eine Banane. Ich traf meine Leute vom Lauftreff und wir wünschten uns alles Gute. Barbara meinte zur Hitze, dass alles nur Einstellungssache wäre! Okay, wenn es nur das ist! Matze gab mir neben den besten Wünschen mit auf den Weg, dass vom Lauftreff noch nie jemand beim ersten Marathon ausgestiegen sei... Na toll! Ich lief mich noch kurz ein wenig warm und entdeckte dabei die „Kettenläufer“, die einen Weltrekord mit 77 Läufern aufstellen wollten (gelang, obwohl 2 Läufer mit Krämpfen geplagt waren). Dann nix wie in den Startblock C, fetzige Musik, super Stimmung, Schmetterlinge im Bauch! Da fiel der Startschuss. Zeitversetzt ging es los. Auf den ersten Kilometern wollte ich schauen, was der Husten macht und die Beine sagen. Ich fühlte mich prima! Neben mir lief Erwin Bittel, der persönliche Pacemaker mit Hut, der von einer Schweizer Teilnehmerin „gewonnen“ wurde. Ich merkte jedoch, dass mir deren Tempo auf Dauer zu schnell war (anfangs 5:40, sie kamen trotzdem erst nach 4 Stunden und 10 Minuten ins Ziel, geplant war eine Zeit unter 4 Stunden). So suchte ich mein eigenes Tempo um die 6:00, trank und erfrischte mich bei jeder Wasserstation (ein Becher für den Durst, einen über den Kopf) und genoss die ersten 10 km sehr. Herrlich war es, über die alte Mainbrücke in die Altstadt zu laufen.
Die ETSVler feuerten mich wie versprochen an und unten am Main standen mein Mann Rüdiger mit unserer dreijährigen Pauline, die ein Schild mit der Aufschrift „MAMA IST DIE BESTE!“ hielt. Suuuper! Das war so toll! Ich lief zu Pauline hin und knuddelte sie – es dauerte jedoch einige Zeit, bis sie mich erkannte und zurücklächelte! Davon beflügelt lief es sich nochmal so gut! Ein Läufer hatte genau mein Tempo und nach km 10 stellten wir uns per Handschlag vor. Das war echt nett und brachte Abwechslung. Dann kam das Frauenland mit seinen Hügeln, es wurde auch sehr warm. Wie befürchtet. Und dann überholten mich doch tatsächlich die Pacemaker von 4:14!!! Dass konnte ich nicht zulassen und ich hängte mich hinten rein. Sie waren viel schneller unterwegs, als ich mir für diese Zielzeit ausgerechnet hatte und ich hatte ganz schön zu kämpfen. Rüdiger rief mir bei km 17 zu, ob ich wohl weiterlaufen würde. Das wusste ich in diesem Moment selbst nicht! Doch das Tempo der Zugläufer mäßigte sich nach einigen Kilometern und ich horchte in mich hinein. Mein Husten meldete sich immer noch nicht und die Beine widersprachen nicht. Also: jetzt oder nie, dachte ich mir. Aufhören hätte bedeutet, dass das ganze Marathontraining umsonst gewesen wäre. Und Matze hätte mich als „Premiereabbrecherin“ sicherlich hingerichtet!
Nee nee! Also lief ich an der Ziellinie zum Halbmarathon vorbei und den Luftballons der Pacemaker hinterher auf die 2. Schleife. Die Zugläufer hatten weiterhin ein ordentliches Tempo drauf (um die anstehenden Gehpausen bei den Verpflegungsstationen hereinzulaufen, wie sie mir später erklärten). Obwohl wir viele überholten, die sich dann bei uns einreihten, waren seltsamerweise alle nach einiger Zeit nicht mehr zu sehen. Deshalb liefen wir meist zu dritt. Als sie auf Nachfrage hörten, dass ich heute meinen ersten Marathon lief, hatte ich plötzlich gleich zwei persönliche Pacemaker! Sven und Julia aus Nürnberg nahmen mich unter ihre Fittiche und gaben mir gute Ratschläge. Auf der alten Mainbrücke standen wieder die Lauftreffler und riefen mir ein „dranbleiben, Susanne!“ zu, Matze lief sogar extra die ganze Mainbrücke vor, um von mir ein Foto zu machen! Super! Das gab mir wieder Rückenwind! Rüdiger und Paulinchen standen wieder am Main, diesmal mit der Aufschrift „MANN MIT HAMMER BEI KM 32!“ Rüdiger kippte mir eine halbe Flasche Wasser unter die Mütze, es war jetzt richtig heiß. Julia suchte für uns den schattigsten Weg (auf dem Gehweg unter den Bäumen). Vor km 32 drückte ich vorsichtshalber ein Powergel in den Mund, doch da stand zum Glück keiner. Beim 2. Mal Frauenland schnaufte ich ganz schön die Hügel hinauf und war um jede Dusche froh (ein Zuschauer hatte sich mit einer Brause an den Weg gestellt und duschte die Läufer ab). Und die alte Frau am Fenster im 4. Stock, die mit einem metallenen Gegenstand (ich glaube, es war ein Schöpflöffel) zum Anfeuern gegen den Fenstersims schepperte, brachte mich sogar noch zum Schmunzeln. Doch dann war es aus mit der Lust. ICH WOLLTE NICHT MEHR! Sven und Julia heiterten mich auf und lenkten mich so gut wie möglich ab. Doch endlos zog sich die Strecke durch die Straßen und es fiel mir immer schwerer, an den Getränkepausen wieder loszulaufen. „Meine“ Pacemaker teilten mir mit, mich trotz Zeitvorgabe nicht mehr aus ihren Fängen zu lassen. Ab dem C & A ließen sie mich voraus und mein eigenes Tempo laufen. Ich rollte dem Ziel immer näher. Bei km 38 standen Pauline und Rüdiger wieder. „ENDSPURT!“ stand auf dem Schild, das konnte ich noch erkennen. Ha, „Endspurt“, der Witz ist gut, dachte ich mir. Gerne kippte ich den Rest aus Rüdigers Wasserflasche über den Kopf. Ich hatte das Gefühl, nie mehr mit dem Laufen aufhören zu dürfen. Doch plötzlich sah ich ganz weit entfernt das Ziel. Meine Zugläufer nahmen mich in die Mitte. Endlich am Ziel! Ich hätte vor Erleichterung beinahe die Zielmatte geküsst und umarmte im Freudentaumel meine zwei Begleiter. Mir wurde die Medaille umgehängt, ich war so unendlich erleichtert und k.o. Meine Zeit: 4 Stunden und 16 Minuten! 2 Minuten hatten die Pacemaker für mich auf den letzten Kilometern geopfert. Wie in Trance lief ich den anderen Läufern zur Schlemmermeile hinterher. Endlich im Schatten! Ich aß Brezel, Banane, Melone, obwohl ich gar keinen Hunger hatte. Auf einer der vielen Massageliegen legte ich mich ab. Uff, tat das gut! Endlich ausruhen, entspannen und massiert werden! Herrlich! Im Duschzelt stellte ich mich unters warme Wasser und spätestens jetzt fühlte ich mich wie im Himmel! Zu dumm, dass ich keine Ersatzschuhe dabei hatte, denn selbst die Laufschuhe waren klatschnass. Aber das tat meiner Laune keinen Abbruch. Stolz zog ich das Finishershirt an und holte mit Pauline meine Urkunde ab. Erst im Laufe der nächsten Tage realisierte ich, was ich geschafft hatte und die vielen Eindrücke beschäftigten mich noch lange. Nicole vom Lauftreff beglückwünschte mich mit dem Zitat: „Der Schmerz vergeht, aber der Ruhm bleibt“! Da ist was dran. Das war ein ungeheures Erlebnis, dieser Marathon. „Nie mehr!“ dachte ich mir zwar bei den letzten Kilometern - aber... sag niemals nie!
Lieber Lauftreff, ohne Euch hätte ich das nie geschafft - besser gesagt, ich wäre erst gar nicht auf den Gedanken gekommen, einen Marathon zu laufen. DANKE, dass es Euch gibt und dass ich bei Euch dabei sein darf! Susanne Hermann
12. Mai 2012: Der Kultlauf - GutsMuths Rennsteig Marathon 2012
Bei einem Kultlauf, wie den Rennsteig Marathon durfte Raphaela Engert natürlich nicht fehlen.
Schon im Jahr 2007 begleitete ich den ETSV Lauda bei einigen Laufeinheiten. Es folgte das Studium, somit war die Zeit sehr begrenzt und das gemeinsame Laufen mit dem Lauftreff Lauda war beendet.
Anfang des Jahres 2012 hatte Ansch Götzelmann mich angerufen und gefragt ob ich denn nicht am Sonntagmorgen Lust hätte an dem ersten Long Jogg 2012 des ETSV Laudas teilzunehmen. Ich zögerte nicht lange und entschloss mich mein Durchhaltevermögen auf die Probe zu stellen. Es machte sehr viel Spaß, so dass ich auch an den folgenden Sonntagen keinen Long Jogg mehr verpasste.
In einer der langen Läufe wurde das Thema "Rennsteig Marathon" angesprochen.
Sofort kamen mir folgende Gedanken in den Kopf: „Einen Marathon zu laufen, das reizt mich schon seit einigen Jahren und wenn Ich jetzt jeden Sonntag früh aufstehe um mit den Morgensportlern des ETSVs zu joggen, dann muss ich diese Gelegenheit jetzt am Schopfe packen".
Ohne zu überlegen was der Rennsteig Marathon bedeutet habe ich Matze zugesagt.
Eine zielgerichtete Trainingsphase begann mit meinem neuen Laufpartner Matze!!!!
Bereits an dieser Stelle möchte ich mich dafür bedanken, dass Matze einen Marathon Frischling wie Ela, oder auch Raffel genannt begleitete. VIELEN DANK!!!
Nach vielen langen und bergigen Sonntagsläufen war es dann endlich soweit, der Rennsteig Lauf stand vor der Tür.
Leider muss ich zugeben, dass die Trainingsphase in den letzten beiden Wochen vor dem Marathon komplett unterbrochen wurde. Einige alkoholisierte Partys und Firmenevents kamen dazwischen an denen ich zu 100% NICHT auf Alkohol und wenig Schlaf verzichtete.
Am Tag des Marathons...
Es war so kalt, dass mein Outfit welches ich mir komplett neu von ADIDAS gekauft hatte "adi zero" viel zu frisch war. Nun stand ich vor der großen Frage: „Was ziehe ich heute an?". Ich versuchte möglichst viele Tipps von den erfahrenen Läufern zu sammeln und somit hatte ich dann doch noch etwas Passendes gefunden. Das adi zero Outfit mit verängerter Hose :-) Ich setze einen neuen Trend und die gesamte ETSV Lauda Truppe schmunzelte.
Dass der Lauf dann doch so bergig wird hätte ich nicht gedacht. Das hochlaufen hatten wir trainiert aber das abwärts laufen war eine große Herausforderung. Daher musste auch ich bei Kilometer 30 etwas von dem köstlichen Haferschleim zu mir nehmen. Bei Kilometer 30 merkte ich auch kurzzeitig meine Waden, welche sich aber dank des Schleim Dopings relativ rasch erholt hatten.
Ab Kilometer 35 hieß es dann auf zum Endspurt! Gemeinsam mit Matze versuchte ich so ziemlich alle Frauen, welche noch vor mir waren zu überholen. Aussage von Matze: „Auf Ela, die Frau da vor uns ist in deiner AK die müssen wir überholen".
Dieses heftige Überholmanöver haben wir dann bis zum Ziel durchgeführt. Am Ende hatte ich den 12. Platz in meiner AK erreicht. Es hat sich also gelohnt!
Der Einlauf in das Ziel...
Plötzlich standen ganz viele Leute an der Seite, welche mich angefeuert haben. Matze und Ich haben das Tempo verringert und an der Hand von Matze habe ich nach 43,5 km in 04:08:13h die Zielgerade überschritten.
Plötzlich kamen mir die Tränen. Es war ein unbeschreibliches, wunderschönes, faszinierendes und prickelndes Erlebnis. Da es so wahnsinnig schön war, fehlen mir an dieser Stelle die Worte. Vielleicht gelingt es mir bei meinem nächsten Marathon, genau dieses Gefühl näher zu beschreiben.
Ohne irgendwelche wunden/offenen Stellen habe ich den Marathon sehr gut überstanden. Bereits am Montag war ich schon wieder fleißig am Tennis spielen.
Vielen Dank an alle, die mich beim Training unterstützt und auch während des Marathons motiviert haben! Ein besonderer Dank geht nochmals an Matze und an meinen Malte, der mich zum Rennsteig begleitet hatte.
Durch euch wird mein erster Marathon nie in Vergessenheit geraten.
Am Freitagnachmittag auf der Fahrt nach Prag frage ich mich – im Bus mit 17 Läufern und Läuferinnen der ETSV-Laufabteilung und deren Anhang -, ob ich es tatsächlich wagen soll – das Marathon Experiment.
Der 2. Marathon-Frischling neben mir ist Sebastian Fürst, auch er voller Anspannung und Sorge, was uns am Sonntagmorgen erwartet. Wollen wir wirklich Marathon laufen? Und schon höre ich „… zieh´die Schuhe aus, das darf ja nicht wahr sein. Du brichst Dir ja noch die Haxen und kannst am Sonntag nicht laufen“, das ist natürlich Matthias´ Kommentar zu meinen Schuhen - die lediglich einen 8 cm hohen Absatz haben. Auch mein Hinweis, dass ich tagtäglich solche Schuhe trage, lässt er nicht gelten. Matthias besteht darauf, dass ich die Schuhe weder am Freitag noch am Samstag weiter trage, sondern auf bequeme Laufschuhe umsteige. Für den Sonntagabend will er sie mir wieder zugestehen, aber dann bin ich diejenige, die verweigert …, schließlich liegen 48 Stunden Prag, viel Aufregung und eine Laufstrecke von 42,195 km dazwischen.
Ich habe den ETSV schon im letzten Oktober nach Köln begleitet und dort – ebenfalls in Begleitung von Matthias Götzelmann – den Halbmarathon glücklich geschafft, ein tolles Erlebnis!
Danach kam sein Angebot, mich auch auf der Marathonstrecke zu begleiten, aber das gelte nur für die 2011 geplante Pragfahrt des ETSV.
Will ich das, kann ich das? Die Hemmschwelle für die Startanmeldung jedenfalls war hoch. Aber wofür hat man Freunde? Michael Geidl erklärte mir eines Tages im Januar beiläufig, ich müsse mich um nichts kümmern, die Anmeldung sei schon erledigt. Von Matthias gab es seitdem regelmäßig Tipps zum Lauftraining und die Einladung, bei den langen Wintertrainingsläufen des ETSV mitzumachen.
Ja, an den ersten Zweistundenlauf an einem Sonntagmorgen im Februar kann ich mich noch sehr gut erinnern - so lange war ich vorher noch nie gelaufen, oje, das war ganz schön anstrengend.
Aber da hilft alles nichts – angemeldet ist angemeldet! Also habe ich Trainingspläne studiert und mich für einen 10-Wochen-Trainingsplan mit 4 x Lauftraining in der Woche entschieden (übermütig wie ich bin mit der Zielzeit 3:59 Stunden, die ich zunächst noch für mich behalte).
Welche Strecke laufe ich? Wie lange muss ich unterwegs sein, um den Trainingsplan zu erfüllen? Das waren dann die Fragen vor dem wöchentlichen langen Sonntagslauf, eine große Runde um Bad Mergentheim und Dörfer, alternativ in Richtung Herbsthausen laufen oder nach Niederstetten und retour. Auch ein besonderes Erlebnis - an einem Freitagmittag vom Büro in Tauberbischofsheim nach Hause laufen also nach Wachbach mit einem Abstecher über Stuppach; vielen Dank an Markus Moll, der sich vorher bereit erklärt hatte, meine Arbeitstasche daheim abzuliefern oder mich wenn nötig auch unterwegs einzusammeln.
Für die letzte Trainingswoche kamen klare Anweisungen von Matthias: Dienstag nochmals 1 Stunde laufen, „… dann ein Hungertag und am Mittwoch Abend 5 km flottes Laufen, du bist dann wahrscheinlich ein bisschen k.o., aber das ist genau, was wir wollen, deine Kohlehydratspeicher sind jetzt unter Null, und dann kannst du so viel Nudeln essen, wie du willst. Und am Donnerstag nochmals die Schuhe anziehen und 2 km durch die Gegend fusseln und Schluss!“
Nach den vielen Kilometern allein oder mit Begleitung entweder aus Lauda oder mit meiner lieben Nachbarin und (Lauf-)freundin Martina, die mir einmal in der Woche Gesellschaft leistete, nach dem Halbmarathon beim Stadtlauf Bad Mergentheim im April und einem 10 km-Testlauf beim Residenzlauf Würzburg mit dem Distelhäuser Team war das Trainingspensum mit etwa 600 km absolviert, ein weiteres Paar Laufschuhe ziemlich erledigt und ich etwa 3 Kilogramm leichter. Und doch bleibt die Frage, schaffe ich das? Mehr als 32 km bin ich nicht am Stück gelaufen, länger als etwa 3 Stunden auch nicht. Wird das reichen?
Am Samstagmorgen beim Frühstück in Prag, ich esse gerade ein Brötchen mit Ei, da höre ich vom Nachbartisch „… das Schlimmste, was man tun kann – 1 Tag vor dem Marathon morgens ein Ei essen…“. Erschreckt und völlig verdattert verschlucke ich mich fast, ach ja, das ist wieder Matthias, der nicht nur mich mit seinem Kommentar verunsichert.
Am Sonntagmorgen haben wir wunderbares Frühlingswetter, einen strahlend blauen Himmel und angenehme Temperaturen in Prag, ein Tag wie geschaffen … für das erste Mal. Ja, ich will laufen und ich werde dabei noch Spaß haben, das sage ich zu Matthias am Start. Er hat uns in einen günstigen Startblock bugsiert, die Laufstrategie ausgegeben (so lange als möglich laufen wir 5:20 je km), und die möglichen Zwischenzeiten auf die Hand notiert. Ich rufe mir nochmals die Laufstrecke mit den kurzen und längeren Schleifen durch Prag sowie vor allem an der Moldau in Erinnerung.
Dem Startschuss gehen vom Himmel einschwebende Fallschirmspringer mit blau-rot-weißen Fallschirmen und tausende aufsteigende Luftballons in den gleichen Farben voraus. Fantastisch! Und schon geht’s los, wir sind auf der Strecke!
Es macht wirklich Spaß zu laufen, die erste kleine Runde führt durch die Altstadt mit 4 km, wenn auch das Kopfsteinpflaster gewöhnungsbedürftig ist, sehr uneben, mit vielen unterschiedlich großen Steinen, da heißt es – aufgepasst.
Achtmal werden wir die Moldau queren. Und da sind wir schon auf der Karlsbrücke, das Wahrzeichen von Prag ist einfach wunderschön und bietet auch jetzt einen tollen Blick auf die Burg.
Ich laufe leicht und eigentlich finde ich unser Tempo zu langsam, da höre ich in meinem Rücken „ ... lauf jetzt endlich hinter mir“, ok - ich mach ja schon, ich laufe ab sofort einen Schritt hinter Matthias.
Und dann sehen wir auch schon den ersten ETSV-Fanblock. Sie winken uns zu, fotografieren uns. Auf der 2. Schleife sehen wir die 2. Gruppe aus Lauda, die Mädels singen tatsächlich das Badner Lied – ich kriege Gänsehaut, muss lachen und fast auch weinen, einfach klasse!
Zurück in Richtung Altstadt, jetzt eine kleine Runde von 2 km und dann in Richtung Süden durch die Stadt an der Moldau entlang, die Strecke ist jetzt eher langweilig und wir laufen die gleiche Strecke parallel zurück, da kommen uns auch schon die ersten Läufer und Läuferinnen entgegen, wir sind bei km 19.
Wendepunkt für diese Schleife ist bei km 21, wow – so schnell ist die Halbmarathonstrecke geschafft, es geht mir sehr gut und wir sind 1:52 Stunden unterwegs, das passt doch!
Die Strecke zurück ist auch flott absolviert und schon sind wir bei km 25 angelangt, alle 2,5 km sind Erfrischungs- oder Verpflegungsstellen aufgebaut. Ich nehme regelmäßig einen Wasserbecher und einen nassen Schwamm, der erfrischt den Nacken und die Schultern. Es wird allmählich wärmer, die Sonne wärmt jetzt kurz vor 11 Uhr schon ordentlich! Bei km 25 und bei km 35 ist Essen angesagt, das heißt ich knete ein Powergel ein paar Minuten in der Hand und drücke das Gel vor dem nächsten Verpflegungsstand in den Mund, nein das schmeckt nicht wirklich, egal ob Geschmacksrichtung schwarze Johannisbeere oder Banane-Erdbeere, das ist eine zähe süße Masse, die sofort mit Wasser heruntergeschluckt werden will. Aber es wird mir helfen, die kommenden Anstrengungen durchzustehen.
„Nur noch 17 km“, sagt Matthias. Es geht wieder über eine Moldaubrücke und die Schleife führt uns nun am anderen Moldauufer wieder in Richtung Süden, Wendepunkt ist kurz nach km 28. Ich habe als nächsten Fixpunkt die 30-km-Marke im Kopf. Und ja, da ist sie auch schon … gut, sehr gut. Aber ganz leise kommen sie, die Zweifel und die Fragen, sie lassen sich nicht abschalten - was passiert noch? Kommt der „Mann mit dem Hammer“? Wie gehe ich dann damit um? Und, wollen meine Beine noch ab km 32? Jetzt finde ich es völlig daneben, im Training nicht wenigstens 35 km gelaufen zu sein. Wie konnte ich nur glauben, die fehlenden 10 km würden durch meinen guten Trainingszustand oder meinen unverbesserlichen Optimismus möglich?
Und dann ist sie auch da, die erste Erschöpfung, genau bei km 32! Ich werde langsamer, Matthias passt auf und beruhigt mich sofort, wir sind so gut gelaufen, wir haben Luft, wir schalten einen Gang zurück.
Ich weiß, ab km 33 müssen wir nochmals die 2.Schleife absolvieren, die wir von km 4 bis km 12 gelaufen sind. Sie wird sich ziehen wie Kaugummi, das ahne ich schon. Ich laufe jetzt flacher, langsamer, will Kraft sparen. Überlege mir, jetzt nur noch von km zu km zu denken. Geduld ist angesagt, und Nachsicht mit dem eigenen begrenzten Leistungsvermögen. Ich warte auf die 33er-Marke und weiß, bald werde ich mein 2. Powergel nehmen, das hilft hoffentlich ..?!
Am besten, gar nicht mehr nachdenken, einfach laufen. So kommen die km-Marken 33 und 34.
„Was ist Deine Hausstrecke mit 8 km, das schaffst Du doch locker“, so motiviert mich Matthias jetzt. Ja, das stimmt, 8 km sind immer zu schaffen, das sind 4 Runden oder mein Dienstagslauf mit Martina, oder nicht?
Nach der km-Marke 36 queren wir wieder die Moldau; jetzt müssen wir nur noch auf der anderen Moldauseite zurücklaufen bis km 40, danach wird’s besser, beruhige ich mich. Aber wann kommt denn endlich km 37?
Dann mit der km-Marke 37 kommen Hunger und Durst! Jetzt ein großes Apfelsaftschorle trinken und etwas zu essen, ganz egal was, ein trockenes Brötchen wäre ein Traum...!
Ich habe Hunger sage ich zu Matthias und er „… es gibt jetzt nichts, da kannst Du schreien, wenn Du willst“. Das tue ich dann auch, ganz laut „ich habe Hunger!!!“, aber das interessiert hier auf der Strecke definitiv niemanden. Alle Läuferinnen und Läufer sind mit sich selbst beschäftigt, manche bleiben stehen oder gehen nur noch, vielen sieht man die Strapazen der letzten Stunden jetzt auch an.
Wir erreichen km 38, irgendwann auch km 39 und die letzte Brücke, „.. die läufst Du jetzt mit Anstand“ sagt Matthias zu mir. Ich hebe wie befohlen die Füße wieder ein bisschen höher, es geht doch!
Ich habe nun das Gefühl, immer weiter laufen zu müssen, nie anzukommen, ich bin sicher - mein weiteres Leben wird in Laufschleifen durch Prag weitergehen, immer weiter, immer weiter… Km 40 – ok, ich nehme meine letzten „Körner“ zusammen und versuche, wieder besser in den Rhythmus zu kommen, Füße heben, längere Schritte, ein bisschen mehr Geschwindigkeit, zumindest ein ganz klein wenig.
Wir sind in der Altstadt zurück, wieder auf dem anstrengenden Kopfsteinpflaster …
Bei km 41 biegen wir auf die Zielgerade ein, eine Prachtstraße mit wunderbaren Einkaufsgeschäften, eigentlich würde ich jetzt wirklich gerne schauen, was Cartier, Gucci, Prada, Max Mara oder Boss in ihren Schaufenstern präsentieren…! „He“ reißt mich Matthias aus meiner Wunschvorstellung, „gib mir Deine Brille und lächle, wenn wir durchs Ziel laufen, wir sind gleich da!“
Ziel, wo ist das Ziel, ich habe nicht einmal die 42 km – Marke gesehen. Und da ist er, der blaue Zielteppich mit der Zeitmessung, Matthias nimmt mich bei der Hand und ich laufe lächelnd und erschöpft ins Ziel.
Es ist kurz vor 13 Uhr – Mittagessenzeit! - und ich habe die 42,195 km nach 3:52:42 Stunden geschafft! Einen Augenblick glaube ich, gleich wache ich auf und der Traum vom Marathon zerplatzt wie eine Seifenblase – nein, es ist Wirklichkeit, wir sind in Prag, wir sind im Ziel.
Danke Matthias, danke ETSV!
Ohne Euch wäre das Marathon-Experiment nicht möglich gewesen!
Danke auch an alle, die mir ihre guten Wünsche auf den Weg gegeben und an diesem Sonntagmorgen an mich gedacht haben!
Übrigens - Auf die Highheels habe ich am Abend dann leichten Herzens verzichtet, schließlich passen die bequemen Treter ja auch viel besser zu den Jeans und der Medaille, die ich natürlich voller Stolz den ganzen Sonntag getragen habe!
so dachte ich noch vor einem Jahr. Jetzt habe ich meinen ersten schon hinter mir.
Sport hat für mich schon immer eine wichtige Rolle gespielt.
Joggen, Ski- und Inlinerfahren , Mountainbiken und Handball gehörten zu meinen Lieblingssportarten. Durch Rüdiger bin ich dann Anfang 2008 beim Lauftreff gelandet. Es machte Spaß in der Gruppe zu laufen, aber einen Marathon? Nein danke, dies war mir dann doch zu anstrengend.
Der Herbstmarathon in Berlin, im September 2008, mit dieser super Stimmung ließ bei mir dann doch die Überlegung aufkommen, es einmal zu versuchen. Als es für die ETSVler feststand, den nächsten Frühjahrsmarathon in Hamburg in Angriff zu nehme, war mein Entschluss gefasst. Ich werde dort laufen.
Da ich bis dato nur an einem 10km Wettkampf teilgenommen hatte, meldete ich mich zum Freiburg Halbmarathon ende März 2009 an. Dies musste als Vorbereitung und als "Wettkampferfahrung" genügen. Von Günter bekam ich einen detaillierten Trainingsplan und Rüdiger unterstützte mich bei meinem Vorhaben.
Anfang Februar ging es dann richtig los. Auf meinen vielen Trainingskilometern wurde ich nicht nur von Rüdiger, sondern auch von Christian und oft von Jürgen begleitet, der immer gewissenhaft auf die Zeit schaute. Bei Wind und Wetter hieß es nun, raus. Nur einmal ließen mich die Jungs im Stich, aber da war das Wetter auch wirklich schrecklich. Die Trainingswochen vergingen und der Freiburger Halbmarathon stand an. In einer für mich tollen Zeit von 01:42:42 beendete ich (begleitet von Rüdiger) diesen Lauf. Vier Wochen später fuhren wir mit dem Bus nach Hamburg. Es war alles gut organisiert , unser Hotel lag nicht weit von Startplatz und Reeperbahn entfernt und wir hatten viel Spaß. Dann kam der heißersehnte Marathontag. Aufgeregt war ich nicht wirklich, hatte ich doch von vielen erfahrenen ETSVler Ratschläge mit auf den Weg bekommen, die ich so gut als möglich umsetzen wollte. Das Wetter meinte es fast zu gut mit uns, für viele waren die Temperaturen schon am Morgen zu hoch. Meine Wohlfühltemperaturen liegen beim Laufen zw. 12 und 17 Grad, die 23 Grad waren eigentlich zu viel. Natürlich hieß jetzt die Devise: So viel trinken wie möglich.
Es war schon ein tolles Gefühl, mit all den vielen Läufern im Startblock zu stehen. Der Lauf wurde eingeläutet, endlich ging es für Rüdiger, Armin, Christian ,mich und 15000 andere begeisterte Läufer los. Rüdiger versorgte mich immer ausreichend mit Wasser, so dass ich mein Tempo beibehalten konnte. Bis km 24 liefen wir zu viert, dann fiel Armin etwas zurück.
Bei km 26 aß ich ein Stück Banane, die mir aber nicht so gut tat, denn ich merkte, dass mit meinem Darm etwas nicht o.k. war. Gut das bei km 28 ein Dixi stand, denn jetzt hatte ich Durchfall. Während Christian langsam weiter lief, wartete Rüdiger mit einem Becher Wasser auf mich. Es ging mir wieder gut und gemeinsam versuchten wir, zu Christian aufzulaufen, aber wir konnten ihn nicht mehr einholen. So liefen wir zu zweit weiter, immer angefeuert von den begeisterten Zuschauern. Es machte wirklich Spaß.
Doch bei km 37 meldeten sich nicht nur bei mir, sondern auch bei Rüdiger die ersten Ermüdungserscheinungen, musste er doch immer einen Kurzspurt einlegen, um mir das begehrte Wasser zu bringen. Ischias und Bandscheibenprobleme taten ihr übriges dazu und Rüdiger forderte mich auf, meine Lauf alleine durchzuziehen. So hatte ich es eigentlich nicht geplant, aber dann lief ich doch allein weiter. Nur noch von Dittigheim nach Lauda, waren meine Gedanken. Die Oberschenkel wurden langsam schwer und mir fehlte ein Motivationsschub. Doch bei km 40 standen unsere Fans und haben mich noch einmal richtig angefeuert. die letzten 2km gingen dann auch vorbei, wenn auch etwas langsamer. In einer Zeit von 03:45:50 lief ich über die Ziellinie - geschafft!!!!! Ich fühlte mich gut, machte mir jedoch etwas Sorgen um Rüdiger. Kurze Zeit später lief auch er über die Ziellinie. Gestartet bin ich meinen ersten Marathon mit 3 Männer - angekommen bin ich allein.
Ich möchte mich bei allen, die mich mit Rat und Tat unterstützt haben, bedanken, bei Günter für den supertollen Plan (er ging genau auf), bei Christian und Jürgen für die Begleitung beim laufen und natürlich bei Rüdiger, der fast immer an meiner Seite war.
Danke, es war super und ich werde auf jeden Fall noch einmal einen Marathon laufen!
Mit dem Laufen habe ich vor ca. 20 Jahren begonnen - wegen 10 Kilo Übergewicht nach 3 Schwangerschaften. Anfangs waren es allerdings nur 30 Minuten bei schönem Wetter mit langen Winterschlafpausen, aber als ich dann vor 7 Jahren zum ersten Mal die 10 km-Distanz beim Messelauf bewältigte, war ich sehr stolz!
Während mir das Laufen immer mehr Spaß machte, wurden meine Laufkameradinnen wegen altersbedingter Wehwehchen immer weniger, was mich schließlich endgültig in den Schoss des ETSV-Lauftreff trieb, weil ich wusste, dass es dort immer jemanden gab, mit dem ich laufen konnte – ohne vorher lange rumzutelefonieren. Und an allem, was danach kam, ist, wie bei allen Neulingen, Werner Tolle"schuld". Er sagte nämlich in einer unserer ersten gemeinsamen Laufstunden: "Ich mach' euch fit für den Halbmarathon", was meine letzte verbliebene Lauffreundin so verschreckte, dass sie nie wieder mit zum Lauftreff kam.
Jetzt hatte ich es nur noch mit "richtigen" Läufern zu tun und mein Ehrgeiz war geweckt. In der Schule hatte ich mit einer 4 in Sport schon früh gelernt, dass ich absolut unsportlich bin, dafür kann ich aber sehr hartnäckig sein, wenn ich ein Ziel habe, und das Wort "Halbmarathon" hatte sich in meinem Kopf eingenistet. Außerdem wehre ich mich schon seit einigen Jahren gegen dieVorstellung, dass man mit 50 zum "Alten Eisen" gehört. Als dann 2007 die Vereinsfahrt nach Wien geplant war, wo auch Christel, mit der ich oft meine Runden drehte, einen Halbmarathon laufen wollte, gab es kein Halten mehr, obwohl mein nichtlaufender Mann Putu mich für völlig verrückt erklärte. Wien war ein tolles Erlebnis mit der unbeschreiblichen Atmosphäre an der Strecke und dem grandiosen Applaus, als ich neben dem ersten Marathonläufer mit 2h06min einlief. Bei meinem dritten Halbmarathon in Würzburg im Frühjahr 2008 konnte ich mir zum ersten Malvorstellen, noch weiter zu laufen und, da man auch im "fortgeschrittenen Alter" die eine oder andere Herausforderung braucht, um sich selbst zubeweisen, dass es noch nicht bergab geht, schlich sich jetzt der Marathongedanke bei mir ein.
Aus den "Runner's World"-Magazinen, die mir Werner Tolle liebenswerterweise überlassen hatte, statt sie als Altpapier zu entsorgen, wusste ich, dass es eigentlich jeder schaffen kann, wenn er gesund und ausdauernd ist, und so fand ich dort auch gleich einen Trainingsplan mit dem Titel "Lächelnd ankommen". Werner weihte ich als ersten ein. Er meinte, dass ich es schaffen könnte, gab mir auch gleich die nötigen Trainingstipps und das Versprechen dichtzuhalten, für den Fall, dass ich es doch nicht durchhalten würde. Nach der Lektüre eines Marathon-Buches hatte ich bald einen ehrgeizigeren Trainingsplan mit der Zielzeit 4.20 h , die eher meinem Lauftempo entsprach. Einen Lauftermin fand ich auch schnell, den 7.9. 08 in Niedernhall, da mir die Strecke schon beim Halbmarathon im Vorjahr gefallen hatte und ich das Haupttraining in die Schulferien legen konnte, da mein Mann nichts davon merken sollte. Er hielt mich eh schon für verrückt und hätte sicher versucht, mir die Sache auszureden.
Alles das ergab dann einen anstrengenden, aber unvergesslichen Sommer und das liegt auch am Lautreff des ETSV Lauda. Ihr habt mich beraten, übers Telefon - und Anja und Regina haben mich über viele Trainingskilometer begleitet. Außerdem habt ihr, trotz mehrerer Feiern, vor meinem Mann dichtgehalten. Er hat es erst am Tag vor meinem Lauf erfahren, aber sich dann doch mit mir über meinen Erfolg gefreut.
Und dann kam der große Tag! Die Woche vorher war ich schon nervös gewesen, hatte Flugzeuge im Bauch und konnte kaum schlafen, aber jetzt fühlte ich mich gut und der Wetterbericht war auch optimal. Schon am Start gab es nette Gespräche mit anderen Läufern und Läuferinnen und gute Tipps, z.B. zum richtigen Essen von Bananen beim Laufen und dass die Strecke vor Künzelsau dauernd leicht ansteigt. Zu Beginn lief ich locker in wechselnder Begleitung im hinteren Feld in meiner geplanten Zeit von 6.20min/km, aber dass an der 1. Wende bei Kilometer 13,5 nur noch 6 Läufer nach mir kamen, beunruhigte mich schon etwas, denn Schlusslicht wollte ich nicht werden. Da beruhigte mich allerdings ein netter momentaner Begleiter, der gerade seine ganze Sportlerkarriere einschließlich Ernährungsplan vor mir ausgebreitet hatte. Er meinte, dass wir gegen Ende sicher noch einige überholen würden. Da nur wenige Frauen dabei waren, lief ich fast nur in männlicher Begleitung, aber dem "Mann mit dem Hammer" bin ich glücklicherweise nicht begegnet. Obwohl ich schon seit dem Start schwere Beine hatte und mir sämtliche Gelenke meiner unteren Extremitäten immer mal wieder meldeten, dass sie noch genug vom Training hätten, ging es mir gut und ich hatte keine Beschwerden. Irgendwann wurde die Verbindung zwischen Kopf und Beinen unterbrochen, da der Kopf beschlossen hatte, "Aufgeben kommt nicht in Frage", und so funktionierte die untere Hälfte automatisch, obwohl sich die letzten 10 Kilometer zogen wie Kaugummi. Allerdings konnte ich dabei noch einige Läufer überholen, da ich mir mein Tempo gut eingeteilt, genug Bananen gefuttert und regelmäßig getrunken hatte, und als ich ca. 200 Meter vor dem Ziel die vielen Vereinskameraden im gelb-blauen Outfit sah, reichte es sogar noch für einen Endspurt, der einen wesentlich jüngeren Läufer, den ich im Zieleinlauf noch überholte, ziemlich überraschte. So fiel ich nach 4 Stunden 25 Minuten und 25 Sekunden als 172ste von 198 Finishern überglücklich in die Arme meiner wartenden Vereinskameradinnen und -kameraden.
Damit wurde mein erster Marathon ein unvergessliches Erlebnis, sicher auch deshalb, weil soviele von euch dabei waren und mich, sowohl bei Kilometer 27 als auch im Ziel, anfeuerten und sich mit mir freuten. Deshalb danke ich euch allen ganz herzlich, weil ich das ohne euch nie geschafft hätte, ja nicht einmal auf die "Schnapsidee", einmal im Leben einen Marathon laufen zu wollen, gekommen wäre. Aber für einmal im Leben hat es eigentlich viel zuviel Spaß gemacht und hie und da muss man sich ja auch mal wieder vergewissern, dass es noch nicht bergab geht.
Sport hat schon immer mein Leben bestimmt. Ski-fahren, Karate, Handball, Ski-Gymnastik, Ju-Jutsu etc. Es musste immer was laufen! Laufen? Ja, ein bisschen wegen der Kondition sonst aber viel zu langweilig, bis ich durch meinen Sohn Andreas (über Mathias Götzelmann) auf eine gar nicht so langweilige Laufgruppe aufmerksam wurde.
ETSV Lauda! Lustige sportliche Gruppen laufen hier 1 Std. durch den Wald. Bei den ersten Traininsläufen hatte ich das Glück mit Angelika und Barbara zu laufen, da diese sich für den nächsten Wettkampf schonen mussten. Das 3. Mal war dann die reinste Katastrophe! Ich lief so etwa 40 Min. als Letzte hinter ein paar Verrückten her, die am Berg so angezogen haben, dass ich keuchend und nach Luft ringend plötzlich ganz alleine dastand. Ja das war überhaupt nicht langweilig. Peinlich! Alle standen sie am Berg und warteten auf mich. Was die wohl dachten?! Von da an war mir klar, Laufen ist nicht einfach laufen und überhaupt: ich will auch so laufen. Von da an lief ich geregelter. Lange Läufe, kurze schnelle Läufe und Intervall.
Weihnachten 05 habe ich mich entschlossen, einen Marathon zu laufen. Ein langer Lauf, zwei schnelle Läufe und noch etwas mehr pro Woche – alles Einteilungssache. Glück hatte ich, dass Angelika Hofmann, mein Vorbild, auf die 100km trainierte und sie daher langsamer lief – so konnte ich doch immerhin fünfmal mit ihr trainieren. Hat super gepasst und ich habe sehr viele Tipps bekommen, es hat so viel Spaß gemacht und die Zeit verging wie im Flug. Herzlichen Dank dafür, Angelika.
Mein großer Tag stand bevor. Auf was habe ich mich da eingelassen? Schaffst Du das? Beim Lauftreff munterten mich meine Freunde auf. „Klar das schaffst Du“, und gaben mir viele gute Ratschläge wie z.B. „bevor du ein Herzschlag bekommst, hörst du auf!“ (von Lissi)! Nett, nicht? Jedenfalls war ich furchtbar nervös und aufgeregt.
Die Aufregung hat sich dann beim gemeinsamen Abendessen in Bonn, vor dem Wettkampf gelegt. Kurz und gut es war eine Superstimmung. Geschlafen habe ich in dieser Nacht so oh la la!
Kurz vor dem Start; Ich stand unter Strom, Marion und Matze, Angelika und Armin, Günter und ich warteten bei lautstarker Musik auf den Startschuss. Tolles Gefühl! Des isch de’ Wahnsinn! – Das ist mein Lauf und ich bin gut. Schön, dass ich nicht alleine bin. Viele Gedanken…
Endlich der Startschuss fällt, alles setzt sich in Bewegung, es läuft prima. Blick auf die Uhr, km1 gut weggekommen, Zeit stimmt. Von weitem weht da rechts unsere ETSV-Fahne - Barbara, Regina, Anke und Fritz feuern uns an. Die nächsten 8 km verlaufen wie im Flug. Unsere Fans stehen wieder da und feuern uns an.
Km 10, Angelika gibt Kommando „Kurven schneiden“. Armin läuft gerade in die andere Richtung. Hinter mir ein Kommentar „die Lauda’rer schaffen mit allen Tricks“. Erste Getränkestation „nicht stehen bleiben!“ ruft Angelika. Günter und ich bleiben stehen – trinken – laufen weiter. Günter schaut mich an. Gott sei Dank denke ich, der bleibt auch stehen. „Bei der nächsten Station nehmt ihr 2 Becher, nicht stehen bleiben – 1 mal trinken und einen über den Kopf oder über die Arme schütten“, meint Angelika. Günter nickt. Zuschauer rechts und links feuern uns an. „Lauf Windschatten!“ Ich laufe hinter einem Mann her. Rechts liegt Jemand am Boden. Menschenauflauf. Hoffentlich nichts Schlimmes! Armin läuft schneller! Irgendwann ist er weg. Donnerwetter denke ich – der macht heute ne Superzeit.
Km 17 meine linke Fußsohle schmerzt. Hoffentlich geht das vorbei. Ich versuche mich abzulenken. Angelika merkt dies, will mir ein Powergel geben. Nein, nicht die Kondition sondern der Fuß. Jeder Schritt schmerzt, ich versuche seitlich abzurollen dem Schmerz auszuweichen. An was Schönes denken, heißt es in den Laufzeitschriften, so einfach ist das aber nicht. Ich muss langsamer laufen, Angelika läuft mit Günter weiter.
Kilometer 20 ich treffe auf eine Gruppe schließe mich an, wir unterhalten uns - das lenkt mich ab. Jemand ruft meinen Namen „auf geht’s, Renate!“ Immer wieder höre ich meinen Namen. Die Zuschauer feuern uns an.
Kilometer 32 – unsere ETSV-Fahne - bekannte Gesichter (ihr wart super!), Fritz läuft ein Stück mit, ein paar aufmunternde Worte (tut sehr gut).
Irgendwann ein Plakat auf der Strecke mit der Aufschrift: „Jetzt aufhören ist doch blöd!“ Eigentlich geht’s mir gut, wenn der eine Fuß nicht wäre. Die paar Kilometer werde ich auch noch durchhalten. Auf geht’s im Ziel erwarten Dich deine Freunde.
Kilometer 36 – von weitem ein gelber Punkt. Einer von uns? Ich laufe schneller, versuche den Punkt einzuholen. Armin!
„Komm wir laufen zusammen“! „nein lauf du weiter!“ Noch ein paar Worte und ich lief weiter.
Kilometer 39 in einer Kurve ein Lautsprecher: „Jetzt kommt eine gutaussehende Frau!“ Ich drehe mich um, keine Frau da. Oh ich bin gemeint. Jetzt musste ich lachen und winkte zurück. Lautsprecher: „und lachen kann sie auch noch!“ Wenn die wüssten…
Kilometer 40 – letzte Getränkestation, ich bleibe kurz stehen und massiere meinen Fuß. Plötzlich spüre ich einen Arm um meine Schulter, ein Mann spricht mich an „komm wir gehen die letzten Kilometer!“ nein, das tue ich nicht! Auch wenn jetzt ein paar Männer gehen! Ich habe so lange trainiert und ich werde aufrecht durchs Ziel laufen!
Zieleinlauf: Stimmen, Rufe, Lautsprecher, Musik, es wurde alles lauter dichter. Gleich, gleich ich bin gleich im Ziel. Ich laufe schneller, leichter.
Und es war ein wahnsinniges Gefühl, ich habe es geschafft! Ich habe es geschafft!
Mein erster Marathon. Als Erster hat mir Thomas Götzelmann mit Sanitäter gratuliert, ich habe es nicht vergessen!
So richtig bewusst wurde es mir erst zu Hause am nächsten Tag. Ich habe es geschafft. Mein erster Marathon in 3:43 Stunden.
Nach einer Laufanalyse wurde mir mitgeteilt „Sie haben den total falschen Laufschuh. Für den nächsten Marathon im Oktober ̀06 habe ich mich schon angemeldet. Ja, noch einmal!
Am 08.12.05 steht für mich die Entscheidung fest. Ich werde meinen 1. Marathon am 02.04.2006 in Freiburg laufen. Die Stadt im Breisgau kenne ich bis dato nur als Party-Studenten-Stadt, außerdem der Hit: 42 Bands auf 21 Kilometern. Deshalb vielleicht für mich der besondere Reiz!
Einen individuellen Trainingsplan nehme ich mir nicht vor, 6 – 8 Long Jogs mit ca. 2,5 Std. und dazwischen regelmäßig Laufen mit ca. 1-2 Std. Das muss genügen.
01.04.06 Marathon-Wochenende:
Ohne zu wissen was auf mich zukommt aber mit der Erwartung körperliche Höchstleistung zu bringen, fahre ich mit Elmar und ein paar von der Becksteiner Tennisgruppe los Richtung Schwarzwald. Auf der Marathon Messe treffe ich Holger und den vom Kuraufenthalt beurlaubten Gerald. Die Stimmung ist dort und bei der Nudelparty locker. Anschließend fahren wir alle gemeinsam in die Polizei Akademie Freiburg wo ich mein einfaches aber sauberes Nachtquartier mit Etagendusche (nach Männer und Frauen getrennt) beziehe. Wird die Nacht erholsam sein, damit ich morgen fit bin? Zurück in der Innenstadt zeigt sich Holgers Pizzeria als absoluter Geheimtipp. Statt Nudeln (habe ich schon tagelang vorher verzehrt) esse ich eine Pizza und zum Abschluss noch zwei Guinness im Irish Pup. Während des Essens und des restlichen Abends bin ich nicht richtig bei der Sache – in Gedanken schon beim Lauf. Um 23:50 Uhr liege ich im Bett und schlafe auch schnell ein.
02.04.06 Marathon-Tag:
Nach einer sehr guten Nacht stehe ich um ca. 7:00 Uhr auf und fühle mich bereits fit und erholt. 7:30 Uhr Frühstück mit der ganzen Gruppe. Ich esse ein Brötchen, trinke eine Tasse Tee und natürlich die Banane. Nur nicht zuviel essen und trinken! Draußen ist es leicht bewölkt, ca. 10 Grad plus und am Tisch gibt es nur noch ein Thema: Welche Laufkleidung wird angezogen – lang oder kurz? Da um 11:05 Uhr Start ist geht es um ca. 9:30 Uhr Richtung Messezentrum, wo auch der Start- und Zielpunkt ist.
Relativ locker und mit der Empfindung gut vorbereitet zu sein gehe ich mich umziehen. Es ist noch kein Gedränge, sodass alles noch entspannt auf mich wirkt. Zum ersten Mal trage ich mein eigenes, auffälliges blau-gelbes ETSV Trikot mit der Aufschrift „MARATHON“. Ein bisschen Stolz macht sich in mir breit.
Jetzt ist es ziemlich genau 11:00 Uhr und Aufstellung im Startblock. Irgendjemand hat mir den Rat gegeben dem Pacemaker mit Endzeit 3:30 Std. zu folgen. Nach dem Wertheim – Lauda – JongJog denke ich realistisch. Also reihe ich mich dicht hinter dem Ballonläufer ein, die Masse um mich herum. Nur nicht den Ballon aus der Sicht lassen, denke ich für mich.
Dann gibt es kein Zurück mehr. Der Startschuss erfolgt pünktlich. Die große Uhr über der Startlinie zeigt dies mir. Es dauert ein paar Minuten bis sich die große Gruppe in Bewegung setzt. In diesem Moment schießen mir noch mal die Vorbereitungsläufe durch den Kopf – also kein Grund zur Panik, die sind alle gut verlaufen. Nur nicht zu schnell beginnen ist meine Devise. Ich drängle mich Richtung 3:30 Ballon der auf den ersten Kilometern 20-30 Meter vor mir läuft. Nach meiner Uhr, auf die ich irgendwie ständig schaue, läuft er konstant einen 5er Schnitt. Dies gibt mir Sicherheit. Und tatsächlich. Mindestens jeden Kilometer spielt eine Live-Band: mal Rock, mal Jazz, mal Guggenmusik. In hörbarer Reichweite dieses Bands vergesse ich die körperliche Belastung. Manchmal hört man bereits die Musik, obwohl man noch keine Künstler erkennen kann. Beflügelnd! In der ersten Runde bei Kilometer 7 – 9 ist die größte Stimmung unter den Zuschauern. Dies ist die Altstadt und hier stehen die Beobachter dicht gedrängt an der Strecke.
Nicht gedacht, dass Anfeuerungsrufe so antreiben können. Um den Ballon ist so ein Gedränge. Das nervt mich. Also überhole ich diesen bei Kilometer 12 oder 13. Lasse ihn aber dennoch nicht abreisen. Bei Kilometer 20 oder so sehe ich ihn nicht mehr.
Die erste Runde, also die ersten 21 Kilometer laufen sich gut und ich fühle mich noch gut. Trinken muss ich bis dato noch nichts, obwohl ausreichen Verpflegungsstellen mit Wasser, Isogetränken, Bananen, Energieriegel gibt.
Ab und zu weht ein kühler Wind der etwas Abkühlung bringt. Tut ganz gut unterwegs.
Bei Kilometer 21 stößt Holger zu mir und ab da beginnt eine „wahre“ Aufholjagd. Im Gleichschritt überholen wir noch Läufer um Läufer, mein Laufschnitt sinkt auf 4:45. Jeder Kilometer wird mitgestoppt. Pures Lauflustgefühl kommt in mir auf. Unterwegs, so bei Kilometer 28, feuern uns Stefanie die hier studiert und eine Freundin an. Das setzt noch mal Kräfte frei. Ungefähr bei Kilometer 33 werden erstmals meine Beine etwas schwerer und ich bekomme Durst. Also greife ich bei dem nächsten Verpflegungsstand zum Iso-Getränk, denn Wasser schmeckt zu fade. Da ich keine Zeit verlieren will trinke ich während dem Laufen, natürlich tropft ein Teil auf meine Hose. Egal! Weiter geht’s! Essen tue ich nichts, obwohl es manchmal verlockend aussieht. Wann spielen die mal wieder ein richtig rockiges Lied denke ich ab und zu um mich abzulenken.
Ab Kilometer 34 zehrt das zügige Laufen an meinen Kräften und ich versuche mir die Entfernungen wie daheim vorzustellen. Noch von Tauberbischofsheim heim – noch Dittigheim – noch Distelhausen bis nach Lauda. Das hilft mir. Auf den letzen Kilometern glaube ich, steht mir die Anstrengung im Gesicht, aber mein Wille ist „eisern“. Das packst du, rede ich mir ein. Und dann endlich. Einbiegen in die lange, gerade Strasse vor dem Zielplatz. Ich versuche nochmals zu beschleunigen, aber meine Beine wollen nicht mehr so richtig. Die Zuschauermenge im Ziel ist so laut, dass ich sie schon 1-2 Kilometer vorher hören kann. Jetzt beiße ich nochmals auf die Zähne, über die Brücke, dann noch eine Linkskurve und gleich darauf ein Rechtskurve. Letzter Blick auf die Uhr, die Zeit wird hinhauen. Der Zieleinlauf ist sichtbar. Mit großen Schritten laufe ich in der Zielgerade, die Menge tobt. Wahnsinnsgefühl! Das ich das erleben darf! Kurz vor der Ziellinie bin ich wieder relativ entspannt – Runners-High!?!?! - klatsche Holger noch ab und reiße dann die Arme hoch. Geschafft!!! 3:24 Std. Knapp unter meiner vorgenommenen Zeit.
Gleich nach dem Ziel hängen massig Medaillen und eine junge Helferin hängt mir auch eine davon um. Für mich zweitrangig. Ich laufe zielstrebig in den Eingangsbereich der Halle wo üppig Getränke, Hefezopf und Energieriegel aufgebaut sind. Durstig werden drei oder vier Becher hinuntergestürzt, dann auch gleich zwei Stücke Zopf. Tut gut nach der Anstrengung und ich muss mich erst mal kurz hinsetzen und höre in meinen Körper. Alles in Ordnung, ich kann zufrieden sein! Ein bisschen euphorisch und ein bisschen erschöpft erzähle ich Holger meine ersten Eindrücke.
Dann gehe ich zum Duschen. Auch hier klappt alles, vor allem warmes Wasser. Nach einer ausgiebigen Dusche ziehe ich mich langsam an und packe stolz mein Trikot, dass ich schließlich 42,195 Kilometer getragen habe ein, und genieße noch mal die Atmosphäre unter den Sportlern.
Im Freien trinke ich zusammen mit Holger das obligatorische Siegesbier (Rothaus Tannenzäpfchen – schmeckt herrlich in diesem Moment). Daheim angekommen schwärme ich Daniela in den höchsten Tönen vom Marathon vor und überlege schon, wann ich den nächsten laufen werde.......
Endlich geschafft! Ich bin meinen ersten Marathon gelaufen. Gemeinsam mit Rüdiger habe ich am 9. Oktober 2005, beim 6. Medien-Marathon in München, die 42 Kilometer lange Strecke bewältigt – und während des Laufes allerlei Höhen und Tiefen durchlebt.
Schon immer habe ich Sport getrieben, zum Beispiel Tennis, Tischtennis, Aerobic, Tanzen. Mit dem Ansporn, etwas für meine Gesundheit und für die Figur zu tun, konnte ich meinen inneren Schweinehund stets überwinden – jedoch NIE fürs „joggen“. Aber wie kam ich letztlich doch zum Laufen?
Um etwas für meine Fitness zu tun, schloss ich mich im Sommer 2002 der Walking-Gruppe an. Doch bereits im Sommer 2003 schaute ich sehnsüchtig den Läufern vom Laudaer Lauftreff hinterher, wenn sie ganz locker in verschiedenen Grüppchen an uns vorbeiliefen. Es kribbelte mir in den Beinen und ich wäre gerne mitgelaufen.
Am 4. November 2003 war es soweit. Ich ging das erste Mal zum Lauftreff und legte „joggend“ meine ersten 6 Kilometer in sage und schreibe 60 Minuten zurück. Ich war schrecklich stolz auf mich! Lauffieber spürte ich in diesem Augenblick noch nicht – schaute aber immer öfter beim Lauftreff vorbei.
Das Jahr 2004 kam. Als Laufanfänger hielt ich mich an Werner Tolle, der die Einsteiger betreut. Nach kurzer Zeit war ich in der Lage, 8 bis 9 Kilometer in einer Lauftreff-Stunde zurückzulegen. Im Spätsommer absolvierte ich, gemeinsam mit Rüdiger, meine ersten 10-Kilometer-Wettkämpfe, und zum Ende des Jahres war klar, dass ich im Mai 2005 in Regensburg meinen ersten Halbmarathon laufen würde.
Nun kamen andere Zeiten: War ich bisher zweimal in der Woche je eine Stunde gelaufen, so musste ich jetzt mein Trainingspensum wesentlich erhöhen. Dreimal in der Woche war Pflicht, wovon ein Lauf länger als eine Stunde dauern sollte. Schritt für Schritt steigerte ich meinen „langen Lauf“ auf beinahe 2 Stunden.
Viele Läufer des Lauftreffs waren im Frühjahr bereits im „Wettkampf-Fieber“! Ich wollte auch gerne spüren wie das ist. Würde ich die 21 Kilometer des Halbmarathon schaffen? Im Training war ich bislang etwa 17 Kilometer gelaufen. Doch bis Regensburg war es noch lange hin, und so meldete ich mich kurzentschlossen bereits zum Würzburger Halbmarathon an.
Die Läufe in Würzburg und Regensburg absolvierte ich ohne größere Probleme. Das Lauffieber hatte mich gepackt! Es machte richtig Spaß. Und allmählich wurde nun klar, dass ich dieses Jahr sogar noch meinen ersten Marathon laufen würde. Zur Auswahl standen der Marathon von Frankfurt und der von München. Aufgrund der Erfahrungen der MarathonläuferInnen vom Lauftreff zu diesen Läufen, entschied ich mich für München.
Nun unterzog ich mich einem 10-wöchigen Marathon-Training. Vier Mal laufen pro Woche war Pflicht. Der „lange Lauf“ musste auf 3 Stunden gesteigert werden. Die Zeit verging wie im Flug, und ich konnte meinen ersten Marathon kaum noch erwarten.
Doch dann: wenige Tage vor meinem großen Lauf wurde ich krank. Das durfte nicht wahr sein! Die Vorbereitungszeit, die vielen Trainingskilometer, die Nudeln mit Tomatensoße, der Süßigkeiten- und Rüdigerverzicht – alles umsonst? Der verpasste Zieleinlauf ins Münchner Olympiastadion? – NEIN, ich werde laufen.
Am Samstag mit dem Zug nach München. Nach dem Einzug ins Hotel gings zum Olympiastadion zum Abholen der Startunterlagen und anschließend zur großen Nudelparty.
Dann kam „mein“ Tag. Um 5.30 Uhr war die Nacht vorbei. 6.00 Uhr Frühstück. 7.30 Uhr Abfahrt mit der S-Bahn zum Olympiastadion. Entgegen meiner Erwartung war ich jetzt die Ruhe selbst und das blieb auch bis zum Startschuss so. Auch Rüdiger war bereit – mit seiner Digitalkamera wollte er das Ereignis in allen Phasen dokumentieren. Das Wetter meinte es gut mit uns.
In den Startblocks wurde es nun immer voller – schließlich wollten noch 7.779 andere Läufer mitmachen – davon 1.386 Frauen! Dicht standen wir beieinander, Rüdiger neben mir, und irgendwie begriff ich noch nicht richtig, dass es jetzt soweit war. Kein „langer Lauf“, keine 30 Kilometer – nein, 42 würde ich heute laufen. Endlich ging es los.
Die ersten Kilometer vergingen schnell und ich freute mich über jeden, den ich dem Ziel näher kam. Zur Kontrolle, dass ich auch nicht zu schnell war, stoppe ich auf meiner Uhr jeden Kilometer. Rasch verging „eine Stunde Lauftreff“. Zuschauer jubelten uns zu, einige machten Weißwurstfrühstück am Straßenrand. Mir ging es gut. An den Verpflegungsstationen versorgte mich Rüdiger mit Wasser und Isostar. Am Marienplatz war die Hölle los: Die begeisterte Menschenmenge trugen mich förmlich über die Strecke. Wahnsinn.
Kilometer 20: Ich trank Wasser und Isostar, wollte ein Stück Banane essen; doch nur mit viel Mühe konnte ich Schlucken. Rüdiger reichte mir ein Stück Energie-Riegel, aber das ging schon gar nicht runter. Irgend etwas stimmte hier nicht! Wir erreichten Kilometer 21 in einer Zeit von 2 Stunden und 5 Minuten. Damit war ich eigentlich zufrieden, aber ich merkte, dass mit meinem Magen etwas nicht in Ordnung war. Ab Kilometer 23 wurde mein Tempo pro Kilometer allmählich langsamer. Rüdiger machte sich Sorgen, wusste er doch, dass ich gesundheitlich angeschlagen war.
Der „Backstein“ in meinem Bauch wurde immer größer und schwerer, aber trotzdem freute ich mich über jedes Kilometerschild, das ich hinter mir lassen konnte. Ans Aufgeben dachte ich nicht. Die Füße waren fit, es war doch „nur“ der Magen. Die Verpflegungsstation bei Kilometer 30 ließ ich links liegen. Rüdiger war davon nicht begeistert, war doch vor allem Flüssigkeit im Moment ganz wichtig. Aber weder ich noch mein Magen interessierten uns in diesem Augenblick dafür. Ich dachte lieber an alle LauftrefflerInnen, die schon seit mindestens 3 Stunden in Gedanken bei mir waren – sowas gibt auch Kraft.
Ab Kilometer 33 merkte ich, dass sich mein Magen beruhigte und nach Kilometer 35 gönnte ich mir Wasser, Banane und wieder Wasser – ohne Probleme. Es ging aufwärts mit mir! Ich fühlte mich wieder vitaler und Rüdiger berichtete später, dass mein Tempo in dieser Phase wieder zunahm. „Bald habe ich es geschafft.“ Für mich war jetzt schon klar, dass ich auf jeden Fall ankommen würde. Leider nicht in der Zeit, die ich mir vorgenommen hatte.
Zwischen Kilometer 38 und 39 wurde an der Strecke alkoholfreies Bier gereicht. Das hatte sich Rüdiger, mein Begleitläufer, Fotograf und Motivator, wirklich verdient.
Schließlich kamen die letzten Kilometer. Das Ziel, das Olympiastadion, war greifbar nah. Ich lief parallel zum Stadion. Dann das Schild mit der 42! Leicht bergab führte die Strecke durch das Marathon-Tor und den Discotunnel auf die Stadionbahn. Angekommen, angekommen, angekommen! Jetzt noch wenige Meter auf der Stadionbahn – der Belag fühlte sich weich wie Watte an. Die letzte Kurve, noch 20 Meter bis zum Ziel! Über eine kleine Anhebung zu den Matten der Zeiterfassung – Ziel! Ende, fertig, aus, geschafft! 4 Stunden, 24 Minuten und 45 Sekunden war ich gemeinsam mit Rüdiger unterwegs. Die Mühsal der letzten Monate hatte sich gelohnt.
Eine junge Frau hängte mir meine Finisher-Medaille um den Hals und gratulierte mir zu meiner Leistung. In diesem Augenblick war ich nur glücklich und stolz. Es war vollbracht. Meine Beine zitterten und ich konnte mich zwischen Lachen und Weinen nicht so recht entscheiden.
Irgendwo auf der Wiese im Stadion wollten wir uns niederlassen – aber wie auf den Boden kommen? Plumps – so einfach! Wir tranken Tee und Wasser, aßen Banane und Nusszopf. Die Sonne lachte uns ins Gesicht, ein schöner Tag. Und ich wusste jetzt schon, dass ich mich wieder diesen 42 Kilometern stellen werde.
Im November des Jahres 2003 habe ich als Hobby mit dem Laufen angefangen. Dann habe ich erfahren, dass es in Lauda eine Laufgruppe geben soll. Im April 2004 bin ich das erste Mal mitgelaufen.
Im Dezember 2004 habe ich mir die Aufgabe zum Ziel gemacht im nächsten Jahr einen Marathon zu laufen. Doch es gab viele Anfangsschwierigkeiten, so dass ich die Laufschuhe schon an die Wand hängen wollte. Als Laufanfängerin hieß es dann natürlich: ab zum Werner, in seine Abteilung! Jeder hat dort angefangen; hieß es.
Meine erste komplette Laufstunde bin ich ganz durchgelaufen. Ich war im 7. Himmel, weil es so viel Spaß gemacht hat. Dies war für mich das erste Erfolgserlebnis in meiner "Laufkarriere" und sehr entscheidend.
Ich denke gerne zurück an die ersten Wettkämpfe: Messelauf Königshofen, Assamstätter Volkslauf etc.
Unterstützend hat hier schon Werner sein ganzes Wissen und seine Erfahrungen an mich weitergegeben und aufgepasst, dass ich keine Fehler mache, während der Trainingszeit. Durch mein regelmäßiges Training habe ich mir ein Selbstvertrauen aufgebaut, das mir erlaubte immer wieder neue Ziele zu setzen. Ich wollte mich unbedingt weiterentwickeln, aber es ging nicht so schnell.
Geduld, Beharrlichkeit, Ehrgeiz; mein ganzes Denken habe ich den Laufstunden geschenkt. Und nicht nur dieses, ich habe gemerkt, wie gut ich den Alltagsstress durch das Laufen verarbeiten konnte.
So hat meine Tochter Julia festgestellt, dass es egal ist, wenn ich bis auf die Haut Nass geworden bin, da ich immer mit guter Laune vom Training heim gekommen bin.
Ich habe mir 9 Monate Zeit genommen mich auf meinen ersten Marathon vorzubereiten. Werner hat es gar nicht überrascht. Ich denke, er hat schon mit so was gerechnet, ja vielleicht sogar erwartet, da er mich doch schon seit einer geraumen Zeit gut kannte.
Er hat mich sehr fürsorglich zum Halbmarathon geführt und gesagt: "Judit du bist gut vorbereitet, lauf deinen Wettkampf". Und es war genau so. Selbstsicher bin ich dann auch den Würzburger Halbmarathon gelaufen.
Der Sommer verlief ausgezeichnet. Keine Hitze! Meine Vorbereitung erreichte endlich die wichtigste Phase: den 13 Wochen dauernden Trainingsplan. Den ersten 3-Stundenlauf konnte ich kaum erwarten.
So lange auf den Beinen? Es war toll....
Ich habe danach meine Stoppuhr eine ganze Woche nicht zurückgestellt, so stolz war ich auf meine Trainingsleistung. Frau Tolle hat viel dazu beigetragen. Sie hat uns unterwegs immer gut mit Getränken versorgt.
Und dann war es endlich soweit.
Abfahrt nach Budapest mit der ganzen Familie. Die Stimmung war unbeschreiblich. Ich war aufgeregt bis zum Anschlag!
2. Oktober 2005. dieses Datum gehört zu einer meiner schönsten Erinnerungen. Da meine Tochter auch an diesem Tag Geburtstag hat, habe ich ihr diesen, meinen ersten Marathon gewidmet.
Meine liebe Familie hat mich unterstützt, angefeuert, verpflegt, genauso wie in der ganzen Vorbereitungszeit. Deshalb bin ich stolz auf sie und dankbar, da mir das viel Kraft gegeben hat.
Während des Laufes ist alles gut gelungen. Budapest hat ein unglaublich schönes Flair. Die Stimmung war Spitzenklasse! Die vielen ungarischen Anfeuerungen haben bis ins Blut gewirkt. Ich war die ganze Zeit nur noch glücklich und bin so zu sagen der Donau entlang geschwebt.
Lieber ETSV. wenn ich eine Marathonbraut wäre, würde ich mein Blumenstrauß werfen für andere Sportlerinnen unserer Gruppe, damit auch sie an diesem schönen Erlebnis teilhaben können.
Ich möchte mich auf diesem Weg bei allen ETSVlern bedanken, weil ich gespürt habe, wie ihr mir die Daumen gedrückt habt. Ich bin froh, dass ich noch viele Laufstunden mit Euch verbringen kann.
Insbesondere bedanke ich mich bei meinem Freund Werner. WERNER Du bist Klasse und zu meinem absoluten Laufvorbild geworden.
Lange haben wir überlegt, was wir über unseren ersten Marathon schreiben könnten. Wir haben uns dazu bereits in Regensburg lange 4 Stunden den Kopf zerbrochen. Jeder von uns hatte so seine eigenen Gedanken. Jetzt, nachdem alles eine gewisse Zeit zurückliegt und wir uns so richtig erholen konnten, haben wir damit begonnen unsere Eindrücke und Erinnerungen in Worte zufassen. Da wir uns mehr oder weniger gemeinsam dazu entschlossen haben (eigentlich war es Thomas) das Projekt Marathon in Angriff zu nehmen, die meisten Trainingskilometer gemeinsam absolviert haben und auch gemeinsam angekommen sind, liegt es auf der Hand, dass wir auch unseren Erfahrungsbericht gemeinsam schreiben.
Mit einem 4:30 Stunden-Trainingsplan aus einem Marathon-Buch und Tipps aus der Laufgruppe vorbereitet machten wir uns am Samstag, den 7. Mai um 8:30 Uhr mit unseren Freunden von der Laufgruppe auf den Weg. Unsere Kinder waren gut untergebracht, und so konnten wir völlig entspannt das Wochenende auf uns zukommen lassen. Die gemeinsame Zugfahrt nach Regensburg verging fast wie im Flug, konnten wir doch unterwegs noch das ein oder andere in Erfahrung bringen. Manchmal dachten wir uns allerdings: „Ups, haben wir uns für die richtige Veranstaltung vorbereitet? Oder sollten wir lieber den nächstens 10 km Lauf aufsuchen?“ Aber solche negativen Gedanken verbannten wir sofort wieder aus unserem Kopf. Seltsamerweise verspürte keiner von uns in den letzten Tagen Nervosität oder sonstige Aufgeregtheit, wie z.B. vor einem 10-km-Wettkampf. Wir hatten ja auch nichts zu verlieren, sondern konnten nur gewinnen.
In Regensburg angekommen spulten wir gleich unsere erste Laufeinheit unter erschwerten Bedingungen (mit Gepäck) herunter. Im Hotel brachten wir dieses auf die Zimmer und machten uns anschließend auf den Weg zum Start-/Zielbereich. Nach einer scheinbar nicht enden wollenden Wanderung durch halb Regensburg kamen wir völlig erschöpft auf der Marathonmesse an. Zuerst holten wir unsere Startunterlagen ab. Das war ein ganz schönes Gewusel. Wir waren froh, dass uns das ganze Organisatorische abgenommen wurde. Nachdem alle ihre Startunterlagen hatten, ging es zurück zur Marathonmesse.
Mittlerweile hatte es sich richtig eingeregnet und keiner hatte an seine Gummistiefel für morgen gedacht. Als nächstes war die „Nudelparty“ dran. Für Nichtmarathonläufer: Es gab Nudeln zu essen! Die Experten nennen dies „Carboloading“. Dass dies am Abend noch eine Fortsetzung finden sollte, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Nach einem Bummel durch die Zelte der Marathonmesse ging es zurück ins Hotel. Ein wenig Ausruhen und dann Spaghetti-Essen in einem nahe gelegenen Steakhaus, welches Matze überzeugen konnte, 18 hungrige Mäuler mit Pasta statt mit Fleisch zu stopfen. Nach stundenlangem Essen und Trinken fielen wir wie Steine ins Bett und schliefen entgegen oder trotz vieler Vorhersagen richtig gut.
8. Mai 2005, Muttertag, 5:30 Uhr, der Wecker klingelt. „Muss das sein?“ „Ja!“ „Also ab zum Frühstück!“. Vorschriftsmäßig nehmen wir unser Frühstück ein: Brötchen mit Honig und Nutella, ein Schluck Kaffee, … na ja, eigentlich wie jeden Sonntag. Danach kam die schwierigste Entscheidung des Tages: Was zieht man bei so einem Wetter an??? Nach langer Beratung entschließen wir uns, eine lange Hose und ein Unterhemd unter dem Trikot zu tragen, was im Nachhinein richtig war. Dann machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt. Nach ca. 30 Minuten waren wir im Startbereich. Schnell noch ein Foto, solange wir noch gut aussehen, ein Schluck aus der Wasserflasche, die Taschen abgeben, ein letzter Gang zur Toilette und dann ab in den Startblock A ?!?. Als wir hinter uns den Ballon mit 2:59 Stunden sehen, schleichen wir uns im Rhythmus der Musik ein wenig nach hinten. Beim Ballon mit 4:14 Stunden fühlen wir uns dann heimisch. Ein wenig ungeduldig wurden wir dann doch…. „peng“ los geht’s. Langsam setzt sich die Kolonne vor uns in Bewegung. Schnell noch ein unverschwitztes Küsschen und schon schwangen wir gemeinsam unsere Beine über die rote Matte am Boden. Die nächsten Stunden werden zeigen, ob wir es schaffen gemeinsam ins Ziel zu kommen. So nach 5 km beginnt sich das Chaos in eine gleichförmige Bewegung zu ordnen. Wir entdecken vor uns einen Ballon mit 3:59 Stunden und entschließen uns, so lange wie möglich mit dieser Gruppe zu laufen. Kilometer 10: 55 Minuten! „Hoppla!!“, das ist eigentlich zu schnell, aber wir fühlen uns gut und mussten uns sogar bremsen.
Auf dem Weg zurück in die Stadt kommt ein kalter Wind auf und die Wolken über uns werden immer dunkler. Noch immer haben wir den Ballon neben uns, als es über eine lange Donaubrücke in die Altstadt geht (kilometerlang Kopfsteinpflaster…“Igitt!!“). Bei den vielen schönen Eindrücken in der Altstadt merkten wir gar nicht, dass wir uns schon der Halbzeit näherten. Doch kurz vor KM 21 setzte Regen ein. Zusammen mit dem Wind wurde es recht unangenehm und uns wurde richtig kalt. Die Finger waren klamm und wir wären am liebsten unter einem der Regenschirme rechts und links der Straße verschwunden. Dann endlich Halbzeit und das unter zwei Stunden. Wir sehen rechts Vera und Regina, die uns zuwinken und ab geht es auf die zweite Runde. Von rechts kommen tausende Halbmarathonläufer - Die Straße war plötzlich voll von Läufern und Läufergruppen, die alle was anderes vorhatten: die Einen rasten an einem vorbei, die Anderen unterhielten sich gemütlich und uns auf. Der Bereich an den Wasserstationen erinnerte mehr an den Barbetrieb bei einem Volksfest.
Unser Ballon war mittlerweile irgendwo vorn im Pulk verschwunden. Nach einer kurzen Besprechung einigten wir uns, das Tempo ein wenig herauszunehmen, da wir ja immerhin noch mal einen Halbmarathon vor uns hatten. Zum zweiten Mal ging es raus aus der Stadt. Auf der anderen Seite sehen wir unsere Lauffreunde, die bereits auf dem Rückweg sind und feuern sie an. Endlich ist der Wendepunkt erreicht, nur noch 10 km. „Auf, nur noch einmal Lauftreff!“. Die Schritte werden trotz aller Anstrengung immer kürzer und die Muskeln beginnen zu schmerzen. Schaffen wir das noch ins Ziel? Hätten wir dieses Jahr vielleicht doch noch keinen Marathon laufen sollen? Haben wir genug trainiert? Warum tun wir das überhaupt? Das waren so zwischen km 33 und km 38 die häufigsten Fragen, die uns durch den Kopf schlichen.
Irgendwann kam wieder die Brücke in die Altstadt und das Kopfsteinpflaster. Vor uns stürzten etliche Läufer auf dem unebenen Boden. Vorsichtig setzten wir unsere Schritte, immer hoffend, so kurz vor dem Ziel nicht auch noch zu stürzen. Das Schild mit KM 38: „Noch 4 km (und 195 m)!“ Erinnerungen an unsere ersten Laufversuche vor 3 Jahren werden wach. Vier Kilometer, anfangs sogar weniger als 2 Kilometer, das waren die Strecken, die wir damals 2 bis 3 mal die Woche liefen, das müsste man noch hinkriegen. Allmählich werden wir wieder schneller. Immer mehr Zuschauer stehen am Straßenrand und feuern die Läufer an. Endlich biegen wir in die Zielgerade ein und sehen vor uns den Zielbogen. So schnell wie den ganzen Tag noch nicht rennen wir auf das Ziel zu… und im Gleichschritt zum letzten Mal über eine rote Matte.
Wir haben es geschafft!!!!
Fast wären wir noch an den Helfern mit den Finisher – Medaillen vorbeigelaufen. Da standen wir nun, erschöpft und glücklich, alles gut und mit 4:08 Stunden deutlich unter unserer Zielzeit von 4:30 Stunden überstanden. Plötzlich von rechts bekannte Stimmen: Vera, Anjuli, Thomas und Matze nahmen uns in Empfang und beglückwünschten uns zu unserem ersten erfolgreichen Marathon. Einige Liter Cola später waren wir schon wieder richtig fit, holten unsere trockenen Kleider, zogen uns um, holten unser Finisher-Shirt ab und…..dann kam der schwerste Gang des Tages: Zurück ins Hotel. Mit schmerzenden Beinen, aber unheimlich stolz, schlichen wir, von Thomas und Vera gut begleitet, zurück ins Hotel. Wie lange wir gebraucht haben, wissen wir nicht mehr. Duschen, was essen, zu den Zügen und dann heimfahren. Über die nächsten 2-3 Tage hüllen wir lieber den Mantel des Schweigens.
Und was ist die Moral von der Geschicht? Nach nem Marathon schmerzen die Knochen wie bei Gicht! Tun wir es wieder? Zumindest sagen wir nicht: „Nie mehr!“ Es war auf jeden Fall ein tolles Erlebnis, mit ein wenig Durchhaltewillen etwas zu erreichen, wovon andere ihr ganzes Leben lang nur träumen oder es einfach abtun. Warum gerade Marathon? Das hat sich so ergeben! Als Jutta sich vor ein paar Jahren entschloss mit Sport zu beginnen, waren es am Anfang kleine Radtouren mit unseren kleinen Kindern. Zu dieser Zeit lernten wir mit Thomas Götzelmann auch den ersten leibhaftigen Marathonläufer im Urlaub kennen – na wenn’s denn Spaß macht, dachten wir uns damals. Irgendwie wurden dann die Touren immer länger, irgendwann joggten wir erst 2 und dann 4 Kilometer. Unsere Kinder fanden auch Spaß am Laufen und Radfahren. Und dann war Sport für uns plötzlich selbstverständlich geworden. Als wir letzten August das erste Mal zur Laufgruppe gingen, war unser Schicksal besiegelt: Wer da mitläuft, läuft irgendwann auch mal einen Marathon. Bei der Weihnachtsfeier machte Thomas dann den Fehler, sich für Regensburg anzumelden. Von da an, gab es kein Zurück mehr. Der Rest ist mittlerweile Geschichte. Danke an alle, die uns begleitet haben, vor allem aber an unsere Kinder Sharon und Kevin, die uns zum Sport gebracht haben.
Erstaunlich, wie man im Leben zu manchen Dingen kommt, zum Beispiel zum Marathon-Lauf. Angefangen hat die Lauferei ja schon während des Studiums, da die Entfernung zu meinem Heimatverein schon beachtlich war, und das Training für meinen „Erstsport Karate“ deshalb deutlich zurückging. Dann wenigstens ein paar Runden laufen.
Während der weiteren Jahre bei der Bundeswehr blieb es dann auch bei den Stadionrunden, und Entfernungen zwischen 5 und 7 Kilometern. Im Sommer 2003 dann die Idee, doch mal 10 km zu laufen. Und irgendwie kam ich dann zum Lauftreff. Erst ehr sporadisch, dann doch immer häufiger. Für 2004 sollte es dann schon ein Halbmarathon sein.
Und nachdem ich es mir angewöhnt hatte, ein bis zweimal die Woche hinter den anderen „Verrückten“ her irgendwelche Berge hoch zu laufen, dann die Marathon-Idee. Wahrscheinlich unvermeidlich, wenn man in unserem Lauftreff läuft.
Am 17. April 2005 ist es dann soweit: Ich stehe am Start des Würzburg Marathons. Das Wetter meint es gut mit mir und den anderen 26 Startern des ETSV: Angenehme Außentemperatur bei einer Wolkendecke ohne Regen. Optimale Bedingungen.
Erstaunlich, dass ich gar nicht nervös bin. Aber ich bin mir immer noch nicht sicher, wie ich den Lauf angehen soll. Eigentlich sollte man den ersten wohl auf Sicherheit laufen, aber zugegeben: Nur Ankommen reicht mir eigentlich nicht ganz.
Direkt vor mir steht der Mann mit den 3:29-Luftballons. Sehen wir mal, ob ich mich in seiner Nähe halten kann. Schließlich haben das auch noch einige andere vom Lauftreff vor. Da kann ich ja in der Gruppe bleiben.
Nach den ersten Kilometern habe ich das Gefühl, eigentlich doch etwas schneller laufen zu wollen. Mit einem schlechten Gewissen entferne ich mich langsam von den Luftballons und der Gruppe. Ob sich das wohl rächt? Aber ich denke: Vertrau einfach dem Gefühl.
Die erste Runde läuft problemlos. Unterwegs sehe ich einen Haufen bekannter Gesichter am Straßenrand. Das ist halt der Heimvorteil in Würzburg, auch wenn es vielleicht nicht die optimale Einsteigerstrecke ist. An der Talavera biegen die Halbmarathon-Läufer ins Ziel ab, und das Feld wird deutlich dünner. Jetzt wird’s sich zeigen.
Irgendwo bei Kilometer 28 eine bekannte Stimme von hinten: Peter holt mich ein. Den Rest des Laufs bleiben wir zusammen, was sich für mich auf den letzten 10 Kilometern lohnen soll. Denn ohne Zugläufer würde mein Tempo wohl etwas nachlassen.
Es geht eine lange Gerade am Main entlang auf die Altstadt zu. Dieses Stück fällt mir schon schwer, da es sich immer weiter zu dehnen scheint. Dann geht es in die Altstadt. Die Zuschauer stehen hier immer noch dicht, so dass die Lauferei wieder mehr Spaß macht. Und als das Schild mit der 40 am Rand steht, da ist klar: Dieser Lauf wird ein Erfolg!
Die letzten zwei Kilometer vergehen dann auch wie im Flug. Über die alte Mainbrücke, noch eine Gerade auf das Ziel zu, dann die letzte Biegung, und da ist es: Das Ziel. Geschafft nach 3:24:08! Und mir geht es gut.
Nachdem ich im Training in der Gruppe gelegentlich den Anschluss verlor, packte mich mein reichlich vorhandener Ehrgeiz. Im Gespräch erfuhr ich von den sogenannten langen Läufen, die aber in der Regel sonntagfrüh stattfanden. Sonntags laufen, hatte mich das Lauffieber schon gepackt? Langsam steigerte ich mich von 1,5 bis auf 2,5 Stunden Dauerlauf und auch im Training konnte ich schon zumindest 1Stunde fast jedes Tempo mitgehen. Das ganze blieb scheinbar nicht unbemerkt, denn ich bekam immer häufiger die gleiche Frage gestellt „ Wann läufst du denn deinen ersten Marathon? Ich blockte zunächst noch ab, doch bei jeder Gelegenheit bekam ich humorvoll zu spüren, dass nur ein Marathonläufer so richtig dazu gehört. Als ich dann dem ETSV beitrat und auch noch ein Trikot mit der Aufschrift Marathon bestellte, gab es kein zurück mehr. Im April 2004 meldete ich mich für den Frankfurt Marathon an . Ich hatte noch etwas Zeit, aber ab August ging es dann richtig zur Sache. Aus dem Internet besorgte ich mir einen Trainingsplan. Schnell merkte ich das der Plan eigentlich nur eine Ergänzung darstellte. Richtig wichtig waren die 3 Einheiten pro Woche, die ich mit der Langlaufgruppe absolvierte. Ich bekam unzählige Tipps, und lernte Trainingsformen wie z. B. Tempoläufe, Pyramiden und Ausdauerläufe bis zu 3 Stunden kennen. Dafür meinen herzlichen Dank an die Gruppe. Als Vorbereitung absolvierte ich noch einen Halbmarathon, um mich an die Wettkampfatmosphäre zu gewöhnen. Die letzten Wochen vergingen wie im Flug und schließlich war das ominöse Datum 31.Oktober 2004 da. Mit einer starken Truppe von 15 Läufern trafen wir uns um 7 Uhr zur Abfahrt nach Frankfurt. Gut angekommen (mit Formel1 Pilot Peter Menz ) fuhren wir mit dem Bus zum Messegelände. Nach dem wir die Startunterlagen abgeholt hatten bereitete sich jeder individuell auf den Wettkampf vor. Alle wirkten ruhig und ausgeglichen, nur bei mir stieg langsam die Nervosität. Beiläufig sagte Holger zu mir , dass er ein Stück mit mir laufen würde. Wie wichtig das für mich werden sollte, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Nachdem jeder ein letztes mal das stille Örtchen aufgesucht hatte, verteilten wir uns auf die verschiedenen Startblöcke. Wir waren zu dritt, Holger, Armin und ich.
Laut Absprache wollten wir nicht zu schnell losgehen, ca. 5:15. Dann ertönte das Startsignal und ca. 10000 Läufer setzten sich langsam in Bewegung. Unzählige Zuschauer jubelten uns begeistert zu. Holger machte das Tempo. Am Anfang lief es sehr gut. Unzählige Gruppen und Bands sorgten auf der Strecke für zusätzliche Motivation. Nach ca. 21 km bekam Armin Probleme und musste schließlich abreißen lassen. Wir waren bis dahin genau 1Std 45min unterwegs, also 5er Schnitt. Die nächsten 10 km fühlte ich mich noch recht gut.
Ab km 33 wurden meine Beine langsam schwer, Wadenkrämpfe plagten mich, ich konnte das Tempo nicht mehr halten. Holger versuchte mich abzulenken, spielte Psychologe und half mir so über die letzten Kilometer. Als wir endlich km 40 erreichten konnte ich unter dem Jubel von unzähligen Zuschauern das Tempo noch einmal leicht erhöhen. Dann km 42.
Mit einem überwältigendem Glücksgefühl lief ich über den roten Teppich in die Frankfurter Festhalle ein. 3:39 ich hatte es geschafft. Kaum hing die Medaille über meinem Kopf, war es mit der Freude erst mal vorbei. Jetzt gingen die Krämpfe erst richtig los. Zufällig traf ich Hubert, der mir mit Rat und Tat zur Seite stand. Nachdem ich es zum Treffpunkt geschafft hatte, ging es mir schon wieder besser. Jeder gratulierte mir, denn endlich war auch ich ein richtiger Marathonläufer. Zum Abschluss trafen wir uns noch in Lauda zum Essen um die ausgepowerten Körper wieder in Form zu bringen. Ich hatte meine Finisher Medaille um den Hals hängen, und fühlte mich richtig gut. Christian Schua
Heidrun hat es geschafft!
Einen Marathon zu laufen bleibt für viele Sportler ein Traum, doch
Heidrun hat es geschafft! Wenn es dann noch besonders gut läuft und man seine
Freunde geradezu herausschreien möchte, dann ist das doch bestimmt eines der
höchsten der Gefühle. Heidrun hat ihre Gedanken vor, während und beim
Zieleinlauf zu Papier gebracht und wir denken, das viele von euch ihre
Stimmungslage nachvollziehen können.
Viel Spaß beim Lesen und nochmals herzlichen Glückwunsch
Tom & Matze
Mein erster
Marathonlauf
Der Einlauf in
die Festhalle......war........war wie ein Orgasmus... Aber mal der Reihe
nach:
Ich war
bereits am Samstag in Frankfurt und habe da schon die Startnummer
abgeholt. Bei der
Gelegenheit konnte ich mich gleich mit den Örtlichkeiten vertraut machen und
dabei auch gleich die Laufmesse besuchen. Vor dem großen Ereignis beschloss ich,
mir noch etwas Gutes zu gönnen und beendete den Samstagabend mit einem
entspannenden Bad.
Dann war
endlich Sonntag. Mit dem Zug bin ich zur Messe
gefahren. Viele Läufer aus der Umgebung haben ebenfalls den Service genutzt,
öffentlichen Verkehrsmitteln zu benutzen. Nach Abgabe des Kleiderbeutels bin ich
etwas herumgelaufen und mindestens 2 mal zur Toilette geeilt, (frag nicht was da
für „Schlangen“ standen. Aber das kennst Du ja sicher). Meine Aufregung wuchs
ständig. Um 11.00 Uhr ging´s dann los. Der Start war in mehrere Blöcke
unterteilt. Bis meiner dran war vergingen schon alleine 8 Minuten.
Also die
ersten 25 km liefen total
easy. Bei Kilometer 30 denkt man: „nur“ noch 12, dann bist Du am Ziel. Die
Kilometer 32 bis 38 waren die schwierigsten. Die Beine wurden langsam schwer.
Ich fragte mich langsam nach dem Sinn des Ganzen. Hör doch einfach auf, sagte
mein „innerer Schweinehund“.
Bei Kilometer
38 waren wir wieder in der Innenstadt. Jetzt hast´e es schon so weit gebracht,
den Rest schaffste auch noch. Bei Kilometer 40 gingen die
Glücksgefühle langsam los. Ab dem 41. läufst Du nur noch in einer engen Gasse.
Überall Menschen um Dich rum. Du wirst einfach mitgetragen und dann, - dann der
Einlauf in die Festhalle. Wow! Keine schweren Beine, keine Erschöpfung, du
läufst wie auf Wolken. Die Halle ist dunkel, Licht blitzt auf und die Massen
schreien.
Ein
unbeschreibliches Gefühl breitete sich in mir
aus. Sensationell!!!! Ich habe geheult und gelacht – alles gleichzeitig.
Emotional das absolute Megaerlebnis! Zielzeit: 04:14. Ich war überglücklich
obwohl ich natürlich gerne mit 03:59:59 eingelaufen wäre. Aber der nächste
Marathon kommt bestimmt und dann werden die 4 Stunden geknackt.
Mein
Wecker klingelt. Es ist 5:30 Uhr. Ich öffne meine Augen und höre, wie
Regentropfen an die Fensterscheibe prasseln. Es ist Sonntag, ich bin in einem
Hotelzimmer in Hannover, heute ist mein großer Tag!
Nur noch
wenige Minuten bis zum Start um 9:00 Uhr. Allen Marathonläufern ist eine gewisse
Anspannung anzumerken. Ich selber laufe im Startbereich noch ein bisschen auf
und ab, um meine Nervosität abzubauen. Zum Unglück schmerzen schon jetzt meine
linken Außenbänder. Eine Lautsprecheransage ermahnt die Läufer, sich hinter die
Startlinie zu begeben. In dem Läuferpulk bekomme ich das erste Mal Zweifel, ob
ich den Marathon überhaupt schaffen werde? Jawohl! –Ich habe mir das Ziel
gesetzt und werde es auch erreichen! Heute wollen ungefähr zweitausend
Ausdauerathleten die Distanz über 42,195 km bewältigen, ich kann das auch! Es
ist soweit, der Countdown läuft ..., 3, 2, 1, es geht los! In einem
tumultartigen Gedränge versuchen alle Sportler über die Startlinie zu stürmen.
Mein Vater und Trainer läuft dicht bei mir, um mich nicht aus den Augen zu
verlieren. Bereits nach fünf Minuten sind wir am ersten Kilometer angelangt. Ich
spüre meinen Puls rasen. Die erste Versorgungsstelle kommt nach fünf Kilometern.
Obwohl es verschiedene Getränke wie Elektrolytgetränke, Apfelsaftschorle und
Cola gibt, greife ich nur nach Wasser. Es regnet immer noch, aber ich liebe das
Laufen bei Regen, die Tropfen, die meine Haut benetzen, erfrischen mich sehr.
Wir nähern uns der zehn Kilometer Marke, ein Viertel ist geschafft. Die
Kilometer fliegen mit vielen Eindrücken an mir vorbei. Ich fühle mich gut. An
dem Geräuschpegel der Zuschauer merke ich, dass ich mich in Zielnähe befinde.
Ziel bedeutet in diesem Moment nicht das Ende der Laufstrecke, sondern erst
Halbzeit, da die Strecke zwei Mal durchlaufen werden muss. Ein schneller Blick
auf meine Stoppuhr sagt mir, dass ich mich mit 1:47:17 Stunden bei 21,1 km voll
im Zeitrahmen befinde. Trotz des feuchtkühlen Wetters ist meine Kehle völlig
ausgetrocknet. Zum Glück befindet sich die nächste Versorgungsstelle unmittelbar
vor uns. Ich laufe daran vorbei, mein Vater reicht mir dieses Mal ein
Elektrolytgetränk, das ich mit viel Wasser nachspüle. Kilometer 25 wird durch
ein großes Plakat angezeigt.
Jetzt
beginnt die heiße Phase, ich bin noch nie weiter gelaufen als diese Strecke.
Allmählich werden im letzten Viertel meine Oberschenkel zunehmend schwerer. So
langsam kommen auch die ersten Selbstzweifel zurück. Wie kann man nur so
verrückt sein einen Marathon zu laufen? Ich bin meinem Vater dankbar, dass er
mich während des Laufs ständig motiviert. Ich habe Hunderte Kilometer trainiert.
Jetzt wird durchgehalten, an Aufgeben ist nicht zu denken. Die letzten fünf
Kilometer zähle ich die verbleibenden Kilometer rückwärts und ich versuche mir
die Zeit zu errechnen, mit der ich das Ziel erreichen werde. Geringfügig lenken
mich die Universität und andere Gebäude, als wir durch die Innenstadt von
Hannover laufen, ab. Ich suche das Rathaus, wo mich das lang ersehnte Ziel
erwartet, denn weit kann es nicht mehr sein. Zwei Hundert Meter vor mir
erscheint die 40 Kilometer Marke, ich denke mir: welch ein Glück, aber ich merke
jetzt jeden Schritt. Noch einen letzten Schluck Cola um meinen Glykogen Speicher
aufzufüllen. 1,195 Kilometer bis in das Ziel. Ich denke an die Stimmung in der
Stadt, Tausende von Sportbegeisterten haben mich durch ihre unfassbare Stimmung
aufgemuntert. Wie wird dies erst kurz vor dem Ziel sein? Endlich, nur noch ein
Kilometer. Meine Beine geben das Letzte und Beste, was noch rauszuholen ist. Ich
spüre sie gar nicht mehr, aber es sind mir die Schmerzen wert, denn ich sehe
schon aus der Entfernung die vier großen Buchstaben: ZIEL. Im Augenwinkel sehe
ich Verwandte neben dem Zieleinlauf stehen und mir zujubeln. Ich bin so fertig,
dass ich sie gar nicht richtig wahrnehme. Auf meiner Stoppuhr läuft die Zeit
dahin, mein Ziel war es den Marathon unter 4:00:00 Stunden zu laufen, jedoch
könnte ich es jetzt sogar unter 3:42:00 Stunden schaffen. Das Ziel kommt immer
näher und die große Digitaluhr bleibt bei 3:41:44 Stunden stehen. Ich habe es
geschafft und meine Beine sacken unter mir zusammen. Da es bei den Deutschen
Marathonmeisterschaften keine Jugendwertung gibt, muss ich mich als jüngste
Starterin in der Frauen-Hauptklasse mit dem 26. Platz zufrieden
geben.
Anjuli
Götzelmann
Selbstgestecktes Ziel beim München – Marathon erreicht! Der
47-jährige Joachim Rothengast aus Kützbrunn, der seit 5 Monaten beim ETSV Lauda
läuft, erzählt, wie er von „0 auf 42“ kam.
Das Laufen
ist mittlerweile zu einem fast täglichen Bestandteil meines Lebens geworden. Ich
opfere dafür einen großen Teil meiner Freizeit. Aber es ist ein Opfer, das ich
sehr gerne bringe.
Doch wie
hat alles angefangen? Ich muss zugeben, dass ich noch nie der „unsportliche Typ“
war. Als Jugendlicher machte mir Fußballspielen am meisten Spaß. Ungefähr vor 20
Jahren betrieb ich aktiv den Judosport. Nach dem Braungurt verletzte ich mich im
Training ernstlich, was letztendlich dazu führte, dass ich diesen Sport aufgab.
Danach betrieb ich regelmäßig Freizeitsport, sei es Fahrradfahren, Inlineskaten,
ab und zu Krafttraining. Das reichte mir, um fit zu bleiben.
Dann kam
im Sommer 2002 die große Wende.
Zu meinem
45. Geburtstag schenkte mir ein Freund ein Buch über das Laufen. Nach der
eingehenden Lektüre stand für mich fest: „Das probiere ich aus“. Durch das Buch
wird man genauestens instruiert wie man seine, anfänglich doch recht
bescheidene, Laufleistung kontinuierlich steigern kann. Und es hat geklappt! War
ich nach dem ersten Mal Joggen nach einer Distanz von 5 km total ausgepowert,
steigerte sich meine Leistungsfähigkeit rasch. Nachdem auch vom Internisten das
medizinische O.k. gekommen war, fing ich ca. ½ Jahr nach meinem Geburtstag an,
für meinen ersten Halbmarathon zu trainieren. Im März 2003 startete ich in
Würzburg beim Gedächtnislauf über die Distanz von 21 km. Dieser Erfolg spornte
mich an, es im Mai 2003 mit dem ersten Marathonlauf zu probieren. Immer mit
Hilfe meines „Laufbuches“ und ansonsten in Eigenregie trainierte ich für den
Oberelbe – Marathon von Schloss Königstein nach Dresden. Für diesen ersten
Versuch hatte ich mir nur eines vorgenommen: Das Ziel nach 42,195 km zu
erreichen. Dass das dann auch noch in einer Zeit von unter 4 Stunden geklappt
hat, hat mir gezeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Zu diesem
Zeitpunkt schloss ich mich einem Freund aus unserem kleinen Ort an, mit dem ich
seitdem 1-mal wöchentlich trainiere. Er läuft schon längere Zeit und war der
erste, von dessen Erfahrungen ich profitieren konnte.
Es folgten
weitere Läufe, bei denen ich mich immer steigern konnte. Das alles funktioniert
natürlich nur mit einer guten vierteljährlichen Vorbereitung. In dieser Phase
laufe ich wöchentlich ca. 90 km. Da ist auch die Unterstützung der Familie
gefragt. Meine Ehefrau, meine Tochter und mein Sohn sind von meinem Hobby
begeistert und begleiten mich fast immer als „Fans“ zu meinen Läufen.
Im Mai
dieses Jahres kam ich mit Matthias und Thomas Götzelmann von der Langlaufgruppe
des ETSV Lauda ins Gespräch. Spontan wurde ich eingeladen, unverbindlich zum
wöchentlichen Lauftreff in Lauda zu kommen. Es freut mich auch, dass es für
meine Frau möglich ist, zeitgleich mit der Nordic walking – Gruppe des ETSV zu
walken. Mein Beitritt zum ETSV war wiederum ein einschneidendes, positives
Ereignis in meiner sportlichen Laufbahn. Beim Lauftreff des ETSV fühle ich mich
unter gleichgesinnten, sportlichen Männer und Frauen sehr wohl. Das regelmäßige
Laufen in der Gruppe und der Austausch von Erfahrungen haben mich
weitergebracht. Ich kann nur jedem Hobbyläufer empfehlen, sich dem ETSV
Lauftreff anzuschließen.
Gerade im
Hinblick auf den zurückliegenden München-Marathon haben mich die Brüder
Götzelmann sehr gut betreut und mir einen individuellen Trainingsplan erstellt.
Diese Unterstützung und die wertvollen Tipps haben es nun ermöglicht, dass ich
mein Ziel, den Marathon erstmals unter 3 Stunden : 30 Minuten zu laufen,
erreicht habe. Dieses selbstgesteckte Ziel nahm ich am 10. Oktober in Angriff.
Bei optimalem Laufwetter von ca. 12 ° C ging es um 10 Uhr auf dem Olympiagelände
an den Start. Ich fühlte mich topfit und freute mich schon seit Tagen auf das
sportliche Highlight. All meine Erwartungen wurden erfüllt. Der Lauf und das
Rahmenprogramm waren bestens organisiert. Die Unterstützung der Menschen und der
Musikbands entlang der Strecke war super und motivierend. Ich hatte keine
Durchhänger und merkte schon während des Laufens, dass es mit der Zeit hinhauen
müsste. Das absolute Glücksgefühl stellte sich beim Einlaufen ins
Olympia-Stadion durch das Marathon-Tor, der letzten Runde im Stadion und beim
Erreichen des Ziel in einer Zeit von letztendlich 3 Stunden : 27 Minuten ein.
Die harte
Vorbereitungszeit hat sich gelohnt. Nun kann ich es etwas ruhiger angehen mit 3
Läufen in der Woche. Aber schon im Frühjahr warten vielleicht der
London-Marathon oder andere interessante Läufe auf mich, und das bedeutet wieder
tägliches Training. Mein großer Traum ist es, beim New York –Marathon zu
starten. Wenn alles klappt, werde ich ihn mir zu meinem 50. Geburtstag erfüllen.